SWR1 3vor8

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14FEB2021
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Ja, ist denn heute schon Aschermittwoch? Man könnte es meinen, wenn man hört, was in der evangelischen Kirche heute Thema ist. Da geht es ums Fasten. Ausgerechnet am Valentinstag, am Fasnachtssonntag. Man könnte meinen, Evangelische können es nicht abwarten, auf etwas zu verzichten. Aber Vorsicht: Das könnte auch ein Vorurteil sein.

Denn: Es wird heute am Valentinstag in der evangelischen Kirche sogar gewarnt vor dem Fasten. Nicht grundsätzlich vor jedem, aber vor Fasten, bei dem es an Liebe fehlt.

„Meint ihr, dass ich so ein Fasten etwa liebe?“ hat ein Prophet im Namen Gottes gefragt. Und die Antwort liegt auf der Hand: nein, so ein Fasten liebt Gott nicht: „Wenn Menschen sich dabei quälen, den Kopf hängen lassen wie ein umgeknicktes Schilf und in Sack und Asche gehen.“

Und, vor allem, liebt Gott es nicht, wenn sie beim Fasten gleichzeitig andere asozial behandeln. Der Prophet hat das beobachtet damals. Menschen fasten mit dem Ziel, als besonders fromm zu gelten und Gott auf ihre Seite zu ziehen.

Man könnte sagen, sie haben egozentrisch gefastet. Aber, hat der Prophet gesagt:
Ihr geht euren Geschäften nach und treibt Eure Untergebenen zur Arbeit an.“ Sollte wohl heißen: Liebloses Fasten liebt Gott nicht.

Finde ich ganz wichtig auch für die Fastenzeit ab Mittwoch: Wenn ich merke, ich werde grantig, weil ich auf was verzichte. Und ich lass das an anderen aus. So ein Fasten ist daneben. Dann gibt es nur eines. Ende, aufhören.

Alles bloß kein „Liebes-Fasten“. Heute, am Valentinstag, nicht. Und auch nicht ab Aschermittwoch. Im Gegenteil, hat der Prophet weiter gemeint:
Die hohe Kunst des Fastens und Verzichtens ist es, auf Lieblosigkeit und Unbarmherzigkeit zu verzichten. Und dann hat er aufgezählt, was ihm da positiv vorschwebt; wer Liebe und Barmherzigkeit brauchen könnte. Es hört sich an wie ein Katalog von grundlegender Menschlichkeit.

„Löst die Fesseln der zu Unrecht Gefangenen, macht jeder Unterdrückung ein Ende, teil dein Brot mit dem Hungrigen, entzieh Dich nicht Deinem Nächsten.“

Heute bedeutet das vielleicht auch:
Teilt die Impfstoffe mit den Ärmsten der Welt
Der Prophet war sich sicher - wenn man so fastet und verzichtet, mit Blick, Herz und Hand für andere. Das macht einen auch selbst gesund.

Vielleicht kann ich ja beides miteinander verbinden. Fasten für mich, damit ich mich wohler und freier fühle in meiner Haut. Und vielleicht spenden, was ich spare? Damit andere auch dabei gewinnen.

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Bibeltext:   Jesaja 58,1-9

581Ruf, so laut du kannst, halt dich nicht zurück!
Lass deine Stimme erschallen wie ein Widderhorn!
Halt meinem Volk seine Verbrechen vor, den Nachkommen Jakobs ihre Vergehen.

2Sie befragen mich Tag für Tag und wollen wissen, was mein Wille ist. Als wären sie ein Volk, das Gerechtigkeit übt und das Recht seines Gottes nicht missachtet!
Sie fordern von mir gerechte Entscheidungen und wollen, dass ich ihnen nahe bin.
3Und dann fragen sie mich: Warum achtest du nicht darauf, wenn wir fasten? Warum bemerkst du nicht, wie wir uns quälen?
Ich antworte: Was tut ihr denn an den Fastentagen? Ihr geht euren Geschäften nach und treibt eure Untergebenen zur Arbeit an! 4Ihr fastet nur, um Zank und Streit anzuzetteln und mit roher Gewalt zuzuschlagen. So wie ihr jetzt fastet, findet eure Stimme im Himmel kein Gehör.5Meint ihr, dass ich ein solches Fasten liebe?
Wenn Menschen sich quälen, den Kopf hängen lassen wie umgeknicktes Schilf und in Sack und Asche gehen?
Nennst du das Fasten, einen Tag, der dem Herrn gefällt?

6Das wäre ein Fasten, wie ich es liebe:
Löst die Fesseln der zu Unrecht Gefangenen, bindet ihr drückendes Joch los! Lasst die Misshandelten frei und macht jeder Unterdrückung ein Ende! 7Teil dein Brot mit dem Hungrigen, nimm die Armen und Obdachlosen ins Haus auf.
Wenn du einen nackt siehst, bekleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Nächsten! 8Dann bricht dein Licht hervor wie die Morgenröte, und deine Heilung schreitet schnell voran. Deine Gerechtigkeit zieht vor dir her, und die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.9Dann antwortet der Herr, wenn du rufst. Wenn du um Hilfe schreist, sagt er: Ich bin für dich da!

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