SWR3 Gedanken

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20FEB2021
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Mein Bruder Markus ist schon geimpft, weil er bei einem ambulanten Pflegedienst arbeitet. Er wohnt in Berlin und hat mir erstaunt von seinem Impftermin berichtet. Es ist ihm sofort aufgefallen, wie viele junge und coole Menschen sich im Impfzentrum um die meist älteren Patienten kümmern.

Zum Beispiel hat mein Bruder, als er in der Schlange vor dem Eingang gewartet hat, beobachtet, wie eine junge Frau mit Irokesenfrisur einer alten Dame im Rollstuhl eine  Decke überlegt. Und gleich daneben unterhält sich ein Zwanzigjähriger, so groß wie ein Schrank, mit einem Rentner. Im Impfzentrum drinnen geht das gerade so weiter. An jeder Ecke sind junge Leute, die hip aussehen und freundlich helfen. Mein Bruder hört wie ein junger Mann in trendigen Turnschuhen zu einer hochbetagten Dame sagt: „Einfach bei mir unterhaken. Das ist ein langer Fußweg hier durch Zentrum.“

Was geht da vor im Impfzentrum? Im größten Berliner Impfzentrum, im Stadtteil Treptow, hatten die Verantwortlichen eine gute Idee, wie sie genügend Angestellte für ihre Mammutaufgabe finden. Sie haben bei den Leuten aus der Berliner Nachtszene nachgefragt. Bei Barkeepern, DJs, Beleuchtern und Security-Leuten. Die müssen im Moment ja eine Zwangspause machen und viele sind auf Jobsuche. Das war die Idee!

Erstaunlich wie gut das klappen kann, wenn Menschen zusammentreffen, die sich sonst nie begegnen. Irgendwie macht mir das Hoffnung in einer so schwierigen Zeit wie jetzt: dass Menschen voller Respekt miteinander umgehen, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

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