SWR3 Gedanken

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14FEB2021
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Heute ist ein typischer „Eigentlich-Tag“.

Die Blumengeschäfte hätten heute eigentlich das Geschäft des Jahres gemacht. Und eigentlich wären die Narren heute auf ihren Fastnachtsumzügen, und die Skibegeisterten auf der Piste.

Seltsam, dass die einen mit so einem „Eigentlich-Tag“ wie heute ganz gut umgehen können. Meine Tante ist so jemand. Die sagt: „Fastnachts-Umzug geht heute nicht. Aber eine Wanderung im Wald geht, sogar mit Narrenhut.“

Aber ich kenne auch die anderen, die an dem festhängen, was sie eigentlich heute machen wollten und sich einfach nur ärgern.

Ignatius von Loyola, ein alter christlicher Lehrer, hat schon vor fünfhundert Jahren hat er einen Tipp dafür gehabt, wie ich damit umgehen kann, wenn ich in so einem „eigentlich“ drin stecke und nicht weiß wohin.

Ignatius sagt: „Wo es für dich eng wird oder starr, da lass lieber los. Aber wo du dich lebendig fühlst und wo es für dich weit und leicht ist, da bleib dran. Da kannst du sogar Gott finden.“

Meine Tante fühlt sich im Wald mit Narrenhut lebendig, und vielleicht trifft sie dort sogar Gott. Aber wer nur frustriert ist, sollte laut Ignatius seinen Ärger loslassen.

So schwer das sein kann, etwas loslassen zu müssen, irgendwann kommt hoffentlich der Punkt, an dem sich etwas ändert. Oder an dem ich etwas finde, zu dem Ignatius sagen würde: „Da geh hin, da bleib dran.“

Für heute könnte das zum Beispiel der Waldspaziergang mit Narrenhut sein. Oder die Lust auf etwas Neues. Das muss gar nichts Großes sein. Vielleicht höre ich gleich einen Song im Radio, der mir gute Laune macht. Dann singe ich mit und fühle mich fast so frei und fröhlich wie auf einem Fastnachtsumzug. Und den alten Ignatius höre ich fragen: „Na, was meinst du? Ist da vielleicht Gott drin?“

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