Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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11FEB2021
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Heute tut‘s besonders weh. Nichts geht an einem der hohen Festtage der  Fassenacht. Kein Möhnenumzug, keine Bälle an  Weiberfastnacht. Nichts mit Schunkeln und gemeinsam fröhlich sein.  Wer das -so wie ich- nur schwer aushält, der kann ja vielleicht raus auf die Straße gehen und einfach ein Lied anstimmen. Und zwar ein ganz besonderes, das zum Karneval gehört wie die Butter aufs Brot. Da heißt es:

Das Leben ist kein Tanzlokal, Das Leben ist sehr ernst.
Es bringt so manche Herzensqual, Wenn du es kennen lernst.
Doch brich nicht unter seiner Last, Sonst wärest du ein Tor,
Und trag, was du zu tragen hast, geduldig mit Humor….

Das ist die dritte Strophe von „Heile, Heile Gänsje….“. Über 90 Jahre alt und so aktuell wie eh und je.  Eigentlich ist es ein Kinderreim gewesen. Und auch ich habe die Schmerzen im aufgeschlagenen Knie schnell vergessen, wenn die Oma oder die Eltern das Lied gesungen und mich dabei in den Arm genommen haben: „Heile Heile Gänsje, es is bald widder gut…“ 

Was das Lied so glaubhaft macht: man hört einfache und klare Worte  von Trost und Zuspruch. Es sagt mir: Alles wird gut! Und verspricht mir damit etwas, nach dem sich jeder sehnt. Auch wenn meine Erfahrungen im  Leben das nicht immer bestätigen. 

„Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut,
Es Kätzje hat e Schwänzje, es is bald widder gut.
Heile, heile Mausespeck, in hunnerd Johr es alles weg.“

Ein Kinderreim und ein unverwüstlicher Fastnachtsschlager – und doch höre ich jedes Mal das, was auch mein  Glaube mir sagen will: dass Gott mich wie eine gute Mutter, wie ein guter Vater in die Arme nimmt, und dass mein Leben einmal heil wird. Vielleicht nicht sofort, leider, aber in hundert Jahren ganz bestimmt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32575
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