SWR2 Wort zum Tag

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08FEB2021
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Auch wenn der Tag schon begonnen hat – heute möchte ich über den Schlaf nachdenken. Schlaf ist lebensnotwendig, Schlafentzug eine Folter. Wie sehr, können die meisten jungen Eltern bestätigen. Ich muss zugeben, dass ich nach den ersten Monaten als Mutter öfter erschöpft gedacht habe, dass ich mir das mit dem Kinderkriegen noch mal genauer hätte überlegen sollen. Es war einfach zermürbend, jede Nacht mehrmals aus dem Schlaf gerissen zu werden und nicht ausschlafen zu dürfen.

Wir brauchen den Schlaf, um uns zu regenerieren. Ohne Schlaf geht es nicht. Doch leider stellt sich der Schlaf nicht immer dann ein, wenn man ihn sich herbeiwünscht. Viele Menschen kennen die Erfahrung, dass man nicht unbedingt einschlafen kann, wenn man will, ja dass es dem Schlaf eher hinderlich ist, wenn man ihn herbeizwingen will. Da hilft dann auch kein Schäfchenzählen. Wir sind einfach nicht Herren und Herrinnen unseres Schlafs, obgleich er von Beginn unseres Lebens an zu uns gehört – sogar Babys schlafen schon im Bauch ihrer Mütter.

Somit ist der Schlaf wie ein Gleichnis für unser Leben. Wir sind darauf angewiesen, und doch haben wir die Angelegenheit nicht in der Hand. Nicht erst seit der Corona-Krise ist das klar. Es ist mein Leben, das ich genieße und erleide, und doch ist es mir geheimnisvoll entzogen und gehört mir nicht. Jeder kluge Mensch ahnt, dass sein Leben reines Geschenk ist. Niemand kann seinem Leben einen einzigen Tag oder eine einzige Nacht hinzufügen.

In einem berühmten Gleichnis der Bibel weist Gott einen reichen Kornbauern darauf hin. Der hatte sich eingeredet, dank seines Gewinns nun einen sicheren und guten Schlaf genießen zu können für lange Zeit. „Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut.“ Doch Gott spricht zu ihm: „Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast?“ Egozentrik ist offenbar eine tödlich gefährliche Einschlafhilfe.

Der Volksmund sagt, dass ein gutes Gewissen ein sanftes Ruhekissen sei. Gute Werke sind nun sicher kein Königsweg zum Himmelsreich. Trotzdem ist es einfach ein schönes Gefühl, anderen Menschen weiterhelfen zu können. Und das kann dann schon zufrieden stimmen, wie viele Menschen berichten, die sich für andere einsetzen und dabei Zeit oder Geld investieren. Wenn mir schon nichts auf Ewig gehört und alles Geschenk ist, sogar mein Leben, dann hat es doch was, wenn ich diese Geschenke teile. Und das kann mich tatsächlich entspannen und ist sicher förderlich für den Schlaf. Zumindest ist es ein Schlafmittel ohne Risiken und Nebenwirkungen.

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