SWR3 Gedanken

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04FEB2021
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„Toxische Männlichkeit“. Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Begriff in den letzten Monaten gelesen habe. Meistens ging es da um Politiker oder Wirtschaftsbosse, die in den Augen des Autors oder der Autorin toxisch, also giftig und damit gemeingefährlich daherkommen. Toxische Männlichkeit, sie scheint überall zu lauern. Was genau sie ausmachen soll, lässt sich dagegen oft nur erahnen. Am ehesten meint sie vielleicht noch einen selbstverliebten, von der eigenen Großartigkeit überwältigten Angeber, der sich breitbeinig durchs Leben rüpelt und auf alle herabsieht, die nicht so ticken wie er selbst. Wie auch immer, als Mann finde ich den Begriff einfach unpassend. So, als ob ich nur wegen meines Geschlechts schon genetisch prädestiniert wäre, ein solcher Kotzbrocken zu sein. Natürlich kenne ich Typen, die sich so aufführen und mit denen ich nichts zu schaffen haben will. Aber hat das mit ihrem Mann-Sein zu tun? Und fallen mir nicht auch Frauen ein, die auf ihre Weise echte Kotzbrocken sind?

„Als Mann und Frau erschuf er sie“, heißt es in der Bibel, wenn erzählt wird, wie Gott die Menschen erschafft. Das macht eigentlich nur klar: Männer und Frauen sind verschieden. Punkt. Aber ob sie als Mensch sympathisch oder unsympathisch, harmlos oder toxisch daherkommen, das ist bei aller Verschiedenheit keine Frage des Geschlechts. Als Kotzbrocken wird kein Mensch geboren. Als Frau nicht und auch nicht als Mann.

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