SWR3 Gedanken

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03FEB2021
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„Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich einander viel verzeihen müssen.“ Das ist einer der Sätze der letzten Monate, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Gesagt hat ihn Gesundheitsminister Jens Spahn. Gut möglich, dass er dabei zuerst seine eigenen Entscheidungen im Sinn hatte. Aber der Satz reicht ja viel weiter. Denn wer von uns ist letztlich schon frei von Fehltritten, bewussten und unbewussten? Da können manche harmlos, andere aber auch richtig verheerend sein. Mir immer bewusst zu sein, dass ich selbst Fehler mache, finde ich deshalb ganz wichtig. Aber ebenso, dass ich dann auch die Fehler der anderen werde ertragen müssen.

Leben in einer Welt, die fehlerhaft ist, kann ich vielleicht sogar nur, wenn ich grundsätzlich bereit bin zu verzeihen. Klar, das ist einfach, wenn mir einer versehentlich auf den Fuß tritt. Aber unfassbar schwer, wenn es um die Gesundheit oder das Leben geht. Zum Beispiel, wenn mich einer fahrlässig angesteckt hat und ich dann mit den Spätfolgen kämpfen muss.

Von Christen wird erwartet, dass sie bereit sind zu vergeben. Einfordern oder erzwingen aber lässt sich das nie. Und in schlimmen Fällen braucht es dafür mitunter ein ganzes Leben, bis es möglich ist. Manchmal reicht selbst das nicht. Aber wenn es geht mit dem Verzeihen, dann, so glaube ich, ist es am Ende der beste, vielleicht sogar der einzige Weg, um in einer Welt mit Fehlern in Frieden leben zu können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32522
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