SWR3 Gedanken

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01FEB2021
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Wer ist schuld? Irgendeiner muss es doch sein. Schuld daran, dass es dieses verdammte Virus jetzt gibt. Schuld am Artensterben in der Natur. Schuld daran, dass es mir gerade dreckig geht.

Auch ich hätte manchmal nur zu gerne einen Schuldigen, auf den ich mit dem Finger zeigen kann. Den ich anklagen kann. Den ich dafür am liebsten so richtig bestraft sehen möchte. Bloß, den gibt es ganz oft nicht. Schwer zu ertragen: Da läuft was gründlich schief in der Gesellschaft, der Politik, bei mir und keiner soll konkret verantwortlich sein?

Ich merke, je größer und komplexer ein Problem ist, umso schwerer fällt es oft, den einen Schuldigen dafür zu finden. Und manchmal bin ich selbst sogar ein winziger Teil dieses Problems, das mir so stinkt. Weil auch ich konsumiere und damit die Umwelt verschmutze. Weil ich es mit dem Abstand vielleicht nicht immer so genau genommen und dadurch ungewollt doch Viren verbreitet habe.

Die Theologie hat sich für diese Schuld, die oft so sehr nervt und so selten festzumachen ist ein seltsames Wort einfallen lassen: Erbsünde. Das meint kurz gesagt, dass jede und jeder von uns in eine Welt hineingeboren ist, die nun mal nicht nur schön und hell und rein ist. In der es immer schon Fehler gab und auch Schuld, für die sich ein konkreter Sünder aber schlicht nicht ausmachen lässt. Das ist oft schwer auszuhalten, klar. Aber allemal besser, als irgendwen zum Sündenbock zu machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32520
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