SWR3 Gedanken

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31JAN2021
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Auf die Frage, auf wessen Nähe sie gerade verzichte, hat die Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann geantwortet: „Auf die Nähe von Freunden und Kollegen. Was aber nicht heißt, dass wir uns nicht nahe sind. Wir sind uns nahe, weil wir Abstand halten.“ Ein interessanter Satz, finde ich. Sich nahe sein, weil man sich nicht nahe ist.

Vielleicht ist nicht nur mir in diesen Monaten nochmal besonders klar geworden, wie wichtig das ist. Menschen, die ich gern habe, auch berühren, in den Arm nehmen, mit ihnen einen Abend lang eng beisammensitzen zu können. Klar können wir telefonieren, skypen, zoomen. All das, was uns ja seit Monaten schon dringend geraten wird. Doch etwas Entscheidendes fehlt dabei immer, vielleicht auch noch für längere Zeit. Trotzdem halte ich mich dran und mit mir auch alle, die mir besonders am Herzen liegen. Aber nicht, weil irgendeine Regierung uns das so befohlen hätte, sondern aus Zuneigung zum andern. Christlich gesprochen: Aus Nächstenliebe

Sich fernhalten voneinander als Ausdruck besonderer Nähe. Ein klassisches Paradox, wie diese ganze Zeit gerade, finde ich. Und der Satz von Frau Brinkmann drückt das wunderbar prägnant aus: Wir sind uns nahe, weil wir Abstand halten.

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