SWR2 Wort zum Tag

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28JAN2021
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Wie bleibe ich in einer guten Richtung? Das empfinde ich jeden Tag neu als Herausforderung. Die Frage ist immer da, mal lauter, mal leiser. Wie geht es in eine gute Richtung? Ich will keinen Stillstand. Mich nicht im Kreis drehen. Mich nicht verzetteln. Wahrscheinlich haben mich deshalb einige Sätze von Ulla Hahn, der Schriftstellerin, so angesprochen:

„Mut haben, das steht doch schon in der Bibel,“ hat sie gesagt, „den ‚Sprung‘ wagen und dann weiter mit Disziplin und Leidenschaft.“

Das steht in einem Interview, das Ulla Hahn der evangelischen Frauenzeitschrift „ganz persönlich“ gegeben hat.
Mut, Sprung, Disziplin, Leidenschaft: starke Worte. Und doch nicht überraschend für sie. Sie stammt ja aus ganz engen Verhältnissen. Da brauchte sie das, um die Schriftstellerin zu werden, die sie ist. Die Interviewerin hat sie dann gefragt: „Worauf kommt es an für Frauen im Literaturbetrieb?“ Ihre Antwort ging dann darüber hinaus. Jede Frau kann sie auf sich beziehen und ich als Mann auch. „Mut haben, steht doch schon in der Bibel, Mt 5,14 und Mt 25,14ff.“

Mich hat überrascht, wie selbstverständlich sie ihre Antwort mit der Bibel verbunden hat. Scheinbar nebenbei.

Ich habe die zwei Stellen nachgelesen. Beides Jesusworte. Das eine ist aus der Bergpredigt: „Ihr seid das Licht der Welt“, schreibt Jesus Menschen ins Herz. Und zwar nicht den Eliten, die sich von selbst als Lichtgestalt wähnen. Ihr Normalen, seid gemeint. „Ihr seid das Licht der Welt. Also seid es.“

Das zweite Zitat stammt aus einem Gleichnis Jesu. Er erzählt, dass jeder Mensch von Gott mit Talent gesegnet ist. Und dass Gott uns in die Freiheit gewiesen hat, mit unseren Talenten etwas zu tun. Sie nicht zu vergraben. Sondern sich ihrer bewusst zu werden. Sie zu entfalten und zu entwickeln. Täglich neu. Auch für andere.

Es hat mich beeindruckt. Wie Ulla Hahn selbstbewusst ihre eigene Berufung als Schriftstellerin von diesen Jesusworten befeuern lässt. „Du bist Licht der Welt.“ Nicht weniger.

Und Licht der Welt sind für Jesus – und für sie - nicht nur Eliten, die es ins Licht der Öffentlichkeit geschafft haben. Sie erinnert und ermutigt jede. Und ich denke auch jeden: Wir haben Talente, auf unsere Weise die Welt heller zu machen. Und Ulla Hahn deutet auch die Richtung an, wohin man sich entwickeln soll: „Zu einem Verständnis der Zusammengehörigkeit aller Dinge und zu Mit-Menschen, die ihre Möglichkeiten zu einem friedlichen Mit-Einander nutzen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32498
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