Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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29JAN2021
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Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass die Ära Trump vorbei ist. Vor allem deshalb, weil er so respektlos war - gegenüber anderen Menschen, gegenüber Institutionen, sogar gegenüber ganzen Staaten. Er hat andere runtergemacht und gehässig über sie geredet, hat Unwahrheiten über sie verbreitet - nur, um Punkte für sich zu machen. Das

hat sich verheerend ausgewirkt; er hinterlässt eine gespaltene Nation. Aber auch bei uns nimmt das respektlose Sprechen über andere zu - in der Politik und noch mehr in den sozialen Medien. Auch das bleibt nicht ohne Folgen.

Haben Sie schon erlebt, dass jemand Sie richtig runtergemacht hat, bloßgestellt, herabgewürdigt? Das ist, wie wenn jemand auf Ihnen herumtrampelt. Und umgekehrt: Wenn jemand sie respektvoll behandelt, das tut gut, das baut persönlich auf und stärkt die Beziehung zueinander. Zwischen Einzelnen und in der Gesellschaft.

Respekt ist eine Grundhaltung den anderen gegenüber, die für ein gutes Zusammenleben unbedingt notwendig ist. Respekt im ursprünglichen Wortsinn hat nichts zu tun mit Angst vor Autoritäten oder Machthabern, dass ich voller Angst vor dem Lehrer oder Chef stehe. Vom lateinischen Ursprungswort her steckt etwas ganz anderes drin: sich umsehen, umsichtig sein, den anderen anblicken, ihm Ansehen geben, den anderen achten und ihn würdevoll behandeln. Das ist mehr, als den anderen irgendwie zu tolerieren. Das bedeutet, dass ich dem anderen auf Augenhöhe begegne, mit Wertschätzung, ja so, dass er dabei seine eigene Würde spürt. Mir ist ein Wort des Völkerapostels Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom immer wichtiger geworden. Er schreibt dort: „Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!“ (Röm 12,10). Wenn das gelingt, dann wächst etwas zwischen den Menschen.

Umgekehrt: Wer mit anderen respektlos umgeht, der muss sich fragen lassen, ob er oder sie sich selbst annimmt und achtet. Das ist oft der Knackpunkt. Denn wer ein gesundes Selbstwertgefühl hat, für den ist es selbstverständlich, dass er mit anderen so umgeht, dass die dabei spüren: „Der andere würdigt mich.“ Und das tut gut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32480
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