Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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25JAN2021
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Reizwort Corona-Impfung! Auch einen Monat nach dem Impfstart freue ich mich darüber, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt. Ich bin beeindruckt, in welch atemberaubender Zeit mehrere Teams von Wissenschaftlern es geschafft haben, einen Impfstoff zu entwickeln. Normalerweise dauert das viel länger, oft zehn Jahre oder mehr. Es ist schön zu sehen, was der Mensch erreichen kann, wenn er will, wenn viele an einem Strang ziehen. Mir tut das gut, und es gibt mir Hoffnung, dass wir gerade auch dadurch diese Krisenzeit überwinden.

Ich weiß: Andere sehen das ganz anders. Wie gut der Impfstoff wirken wird, ist noch nicht endgültig abzusehen; wie auch, da ist einfach die Zeit zu kurz bisher. Nebenwirkungen sind möglich; aber sie fallen fast immer harmlos aus und sind äußerst selten. Dagegen steht immerhin eine 95%ige Wahrscheinlichkeit, dass die Impfung anschlägt. Wer die Impfung grundsätzlich ablehnt, muss zudem wissen, dass er damit andere in Gefahr bringt. Nur wenn ein Großteil der Bevölkerung sich impfen lässt, wird der Schutz für alle wirksam.

Diese Impfung wird die Rettung aus der Pandemie, sonst nichts. Alle ernstzunehmenden Fachleute bestätigen das, weil sie wissen: Dass wir gegen ein Virus impfen können, ist die Errungenschaft der Medizin der letzten hundert Jahre! Siehe Pocken, siehe Masern.

Vor vier Wochen hat das Impfen gegen Corona begonnen. Mit Anlaufschwierigkeiten, die sofort zu Kritik geführt haben: Es ginge nicht schnell genug. Die Politik habe zu wenig Impfstoff bestellt. Und man könne nicht auswählen, welchen Wirkstoff man bekomme. Ja, das darf man sagen. Ich habe für eine über 80jährige, die ich unterstütze, auch keinen Termin gekriegt, weil es zeitweise keinen Impfstoff gab. Aber muss man das so hoch hängen? Es ist eine immense logistische Aufgabe, das für zig Millionen zu organisieren. Ich finde es schlicht normal, dass da nicht alles auf Anhieb klappt. Und natürlich stehen wir im Vergleich zu vielen Ländern einfach schon deshalb besser da, weil wir überhaupt einen Impfstoff kriegen. In Afrika oder auf den Philippinen sieht das ganz anders aus. Dort werden frühestens Mitte 2021 die Impfprogramme anlaufen[1]. Weil sich reiche Länder wie Deutschland ihre Mengen vorab gesichert haben und die Lizenzen teuer bezahlen lassen. Darüber spricht kaum jemand. Papst Franziskus hat in einer Botschaft auf diese Ungerechtigkeit hingewiesen. Zurecht. Denn dort ist der Platz der Kirche und der Christenheit: an der Seite der Armen.

 

[1]vgl. https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2021-01/afrika-covid-impfung-impfnationalismus.html

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32474
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