SWR3 Gedanken

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28JAN2021
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Ich will meinem Mann einen Schlafsack schenken. Nicht irgendeinen, sondern das weltbeste Exemplar seiner Gattung. Im weltweiten Netz bekomme ich viele sachdienliche Hinweise zu Schlafsäcken. Leider aber auch ungefragt eine Flut von Mails, die mich auf besonders lukrative Angebote für Schlafsäcke aufmerksam machen. Woher wissen die das?

Mit meiner Suche im Netz habe ich mich gläsern gemacht. Ohne es zu wollen. Ich googele Schlafsäcke und streue sozusagen Brotkrumen. Und die Anbieter von Schlafsäcken stürzen sich auf die Brotkrumen und folgen meiner Spur. Und das sehr, sehr lange. Weil das Netz ja nicht vergisst.

Heute ist Europäischer Datenschutztag. Seit 2007 regt der Europarat mit diesem Tag an, dass Menschen sorgfältiger darauf achten, was sie von sich preisgeben. Weil Privatsphäre ein hohes Gut ist. Und weil nicht jeder alles wissen muss. Cookies sind keine harmlosen Kekse, sondern eben Brotkrumen, geldwerte Konsumentendaten.

Der einzige, bei dem ich damit leben kann, dass er alles von mir weiß, ist Gott. Von dem sagt die Bibel, dass er alles über mich weiß, dass er mich in- und auswendig kennt. Auch er vergisst nicht, weder das Schöne noch das Hässliche. Aber er bietet an, das Hässliche zu löschen. Aus lauter Liebe. Und das macht den Unterschied.

Dass Gott meine Daten saugt, ist für mich in Ordnung. Bei ihm sind sie gut aufgehoben, er hat meinen Vorteil im Blick. Aber das Netz liebt mich nicht. Das Netz will mich kennen, damit ich kaufe. Es hat nicht meinen Vorteil im Blick, sondern den Vorteil anderer. Und ich sollte im Blick haben, ob ich das will oder nicht. Und vielleicht mit digitalen Brotkrumen etwas sparsamer um mich werfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32470
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