SWR2 Wort zum Tag

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25JAN2021
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„Frieden schaffen ohne Waffen.“ Ich habe dieses Motto noch gut in Erinnerung. Unter dieser Überschrift haben heute, am 25. Januar 1982, der ev. Pfarrer Rainer Eppelmann und der Chemiker Robert Havemann ihre Aufforderung zur Abrüstung an die Regierung der damaligen DDR veröffentlicht, den „Berliner Appell“.

Er beginnt mit dem Satz: „Es kann in Europa nur noch einen Krieg geben, den Atomkrieg. Die in Ost und West angehäuften Waffen werden uns nicht schützen, sondern vernichten.“

Die Sorge, dass Mitteleuropa mit der Stationierung neuer atomarer Mittelstreckenraketen zu einem nuklearen Schlachtfeld werden könnte, hat viele Menschen damals umgetrieben. In Ost- und Westdeutschland.

Darum stand auch ich stand im Oktober 1983 als friedensbewegter 17-jähriger auf der B10 zwischen Bad-Cannstatt und Esslingen. Zusammen mit vielen anderen Menschen in der riesigen Menschenkette zwischen Stuttgart und Ulm. Hand in Hand miteinander verbunden unter dem Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“.

Heute, nach 39 Jahren, kann man sagen: Die damalige Stationierung der Mittelstreckenraketen hat nicht dazu geführt, dass sich Europa im Atomkrieg selbst vernichtet hat. Gott sei Dank.

Sie hat aber auch nicht dazu geführt, dass es keine Kriege mehr gibt. Im Gegenteil. In unzähligen Regionen und Ländern dieser Erde herrscht Krieg.

Zumal sich eines seit 1982 geändert hat: Die Stationierung von Atomraketen diente dem Ziel, sie nie zum Einsatz kommen zu lassen. Heutige Waffensysteme zielen dagegen gerade auf ihre Anwendung zur lokalen Kriegsführung ab.

Und noch etwas hat sich leider geändert, wie ich finde: Der Ruf nach Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele ist wieder lauter zu hören. In den USA und auch in Europa. Von Politikern. Von Menschen auf der Straße.

Demgegenüber steht der Ruf nach Frieden des Propheten Micha in der Bibel. Er hat eine Vision, die mich schon damals angesprochen hat: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Mit anderen Worten: „Frieden schaffen ohne Waffen“. Ich meine, dieser Appell hat nichts von seiner Bedeutung verloren. Denn Friede beginnt mit der Gesinnung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32458
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