Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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29JAN2021
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Die Tora berichtet, wie unsere Vorfahren aus der Knechtschaft Ägyptens fliehen, in einer Nacht- und Nebelaktion losziehen, und durch die Wüste wandern. Dann kommen sie vor dem Schilfmeer zum Stehen. Scheinbar gibt es kein Weiterkommen mehr und der Zug in die Freiheit und in ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Land finden hier schon ihr Ende. Aber dann geschieht das Wunder: Die Fluten des Meeres teilen sich, das Volk kann wider Erwarten weiterziehen und erreicht trockenen Fußes das sichere Ufer. Die ägyptischen Verfolger aber versinken mit Ross und Reiter und samt ihres schweren Kriegsgeräts im zurückströmenden Wasser des Meeres. Angesichts dieses Wunders singen die Israeliten dem Herrn ein Loblied. Bis heute nennen wir diese Dankeshymne „Schirat ha Jam“, ‚Meeres-Lied‘. Und diesen Schabbat kennen wir als „Schabbat Schira“, als den ‚Schabbat des Lobliedes‘.

Gestern feierten wir das fröhliche Fest „Tu Bischwat“, das Neujahrsfest der Bäume. Dieses Fest ist in unserer Festkultur eine relativ junge Schöpfung.

In unserer nachbiblischen Lehre – in unserem „Talmud“ – findet sich eine Abhandlung mit dem Titel „Rosch Haschana“, was so viel wie „Neujahr“ bedeutet. Darin lernen wir, dass der fünfzehnte Tag im jüdischen Monat Schwat der „Neujahrstag der Bäume“ ist.

Um diese Jahreszeit, wo in Europa üblicherweise noch der kalte Winter herrscht, beginnen im Heiligen Land die Bäume zu blühen. Bäume und Wälder spielen für das ganze Klima des Orients eine große Rolle.  Das einst biblisch gepriesene Land, wo Milch und Honig floss, wurde von der Römerzeit an abgerodet und von den jeweiligen Besatzern ausgebeutet.  Jüdische Pioniere sahen darin eine Verpflichtung, das Heilige Land wieder zum Blühen zu bringen. Daher beteiligen sich an Tu Bischwat auch heute alle, Jung und Alt am Pflanzen. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32452
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