SWR2 Wort zum Tag

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18JAN2021
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Kommt mal einen Tag mit mir mit, sagt Jesus zu zwei jungen Männern. Ein bisschen erinnert die Szene an die sogenannte Generation Praktikum. Viele junge und jüngere Leute profitieren ja sehr davon, dass sie erst mal in einen Betrieb oder in eine Tätigkeit reinschnuppern können. Ein paar Tage oder Wochen können sie mitlaufen und erleben und fühlen, ob sie mit dieser Firma oder mit jener Tätigkeit warm werden und sich für länger an sie binden wollen. Und – klar das: auch die potentiellen Arbeitgeber haben was davon. Sie sehen, ob da jemand begabt ist für den Job –  oder ob sie weitersuchen müssen.

„Generation Praktikum“: –.  Da klingt natürlich auch Unverbindlichkeit mit –  nur mal so reinschnuppern; frei bleiben, erst mal.  Warten, bis mir eine bessere Stelle über den Weg läuft. Und auf der anderen Seite hat es sich eingebürgert,  dass kleine und größere Betriebe mit Praktika  Lücken schließen, oft sogar auch noch ohne oder mit ganz geringer Entlohnung.

Meister, wo wohnst du?  hatten die zwei jungen Männer im Johannes-Evangelium geantwortet, als Jesus sie fragte: Was sucht ihr? Sie waren hinter Jesus hergelaufen; ihr Lehrer Johannes, der Täufer in der Wüste, hatte auf ihn gezeigt und angedeutet, dass Jesus der Erlöser und Messias sein könnte. Meister, wo wohnst du – wer heute einen Praktikumsplatz sucht, wird schon ein bisschen mehr Interesse für den Betrieb zeigen oder mit ein paar Details darüber herausrücken,  was sie oder er denn sucht oder was sie sich so vorstellen.

Bei Jesus heißt es „Neugier genügt“ –  und er lädt Andreas und den anderen ein: Kommt mit und seht selbst. Und sie gehen mit und verbringen den Tag mit ihm –  von „wohnen“ kann ja bei einem Wanderprediger eher keine Rede sein. Aber die paar Stunden überzeugen sie: wir haben den Messias gefunden. So lädt Andreas seinen Bruder Simon bei nächster Gelegenheit ein.

Das, finde ich, ist auch heute noch richtig: Christinnen und Christen verstehen ihren Glauben als Einladung; sie lassen sich selbst einladen und dürfen jeden Tag hingehen, also ihren Glauben in die Tat umsetzen und für andere Menschen da sein und spüren, wie Gott auch für sie da ist… Und damit laden sie hoffentlich auch andere ein,  die irgendwie auf der Suche sind nach mehr Sinn und Halt und Orientierung in ihrem Leben.

Das wird dann mehr als nur ein Praktikum;  kann ganz schön verbindlich werden – für beide Seiten.  Aber es gibt dem Leben ganz neue Perspektiven  und mir gibt es Zuversicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32445
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