SWR1 3vor8

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17JAN2021
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Jesus hat aus Wasser Wein gemacht! Viele Leute lachen über diese Geschichte. „So einen Kumpel hätte ich auch gern!“ sagen sie. „Was könnten wir dann feiern!“. Andere lächeln ein bisschen mitleidig: „Wer glaubt denn so etwas“, sagen sie, „das ist doch ein Märchen.“

Heute in den evangelischen Gottesdiensten wird diese Geschichte aus der Bibel erzählt: Bei einer Hochzeit ging der Wein aus und Jesus hat aus dem Wasser in den Waschkrügen Wein gemacht.

Mir kommt das auch ein bisschen märchenhaft vor. Andererseits: Vielleicht haben die Leute, die dabei waren, genau das weitererzählt, was sie erlebt haben? Und vielleicht wurde es als Mahnung aufgeschrieben. Als Mahnung für die vielen, die bis heute genau das Gegenteil machen: Sie gießen Wasser in den Wein.

Das erlebe ich nämlich oft. Menschen, die Wasser in den Wein gießen. Ich erzähle, dass ich mich auf den bevorstehenden Ruhestand freue und auf die Möglichkeiten, die ich dann haben werde. Und Freunde warnen mich. „Na, hoffentlich wird dir nicht langweilig und einsam“. Ich freue mich über die Gesprächsrunden einer älteren Dame in der JVA mit Strafgefangenen. Und ein Vollzugsbeamter schreibt mir: „Was glauben Sie denn, die Wirklichkeit bei uns sieht anders aus: ruppig und bösartig“. Und Eltern warnen ihre Kinder, die etwas ausprobieren möchten: „Sei doch vernünftig. Das kann nichts werden. Lass die Finger davon!“ Sie gießen Wasser in den Wein der Begeisterung. Und was passiert: Die Begeisterung wird dünn, der Mut verfliegt. So kann nichts werden aus den Plänen.

Jesus dagegen hat aus Wasser Wein gemacht. Das Wasser war für die Bedürfnisse des Alltags da. Mit Wasser aus großen Krügen hat man sich zu seiner Zeit den Staub von den Füßen gewaschen. Das war erfrischend. So konnte man sich wieder einigermaßen wohl fühlen nach einem langen Tag unterwegs. Mehr noch: Jesus macht Wein aus dem Wasser, damit das Hochzeitsfest weitergehen kann. Wein der fröhlich macht und Menschen aufrichtet, jedenfalls, wenn er in Maßen genossen wird. Wein, der Begeisterung auslöst und Lebensfreude. Mit den Mitteln des Alltags gewissermaßen, kann das Fest des Lebens weitergehen.

Jesus hilft Menschen dazu, dass sie sehen und schmecken, was alles möglich ist.
Der Speisemeister damals hat den Gästen gesagt: „Das ist gut!“ Und genau das möchte ich Ihnen heute Morgen weitergeben: Probiert es doch! Nicht die Freude verwässern. Sondern: Lasst euch ein auf die Freude am Leben. Es ist gut. Fangt an, ihr werdet schon sehen. Und wer zuletzt lacht, lacht am besten.

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