SWR3 Gedanken

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22JAN2021
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Fährt man von Titisee nach Freiburg, dann kommt man unweigerlich durchs Höllental. Und sobald man unten ist, und die enge Schlucht sich weitet, steht da der Bahnhof und das Gasthaus „Himmelreich“.

Ich kann mir gut vorstellen, wie die Namen entstanden sind. Früher, als es noch keine Tunnels und keine dreispurig ausgebaute Straße gab, da waren Händler und Reisende sicher gottfroh, wenn sie die gefährliche Schlucht hinter sich hatten. Und wenn dann noch ein Krug Bier und ein deftiges Vesper vor ihnen stand – dann war das sicher wie im Paradies.

Als ich die Strecke vor Kurzem gefahren bin, da habe ich am Gasthaus ein großes Schild gelesen: „Himmelreich to Go“. Klar, die Gastronomie muss derzeit hart ums Überleben kämpfen und lässt sich einiges einfallen, Speisen zum Mitnehmen zum Beispiel.

Zu „Himmelreich to Go“ ist mir noch etwas eingefallen. Jesus hat oft vom „Himmelreich“ gesprochen. Er hat damit zweierlei gemeint. Erstens das ewige Leben bei Gott. Auch dort soll es paradiesisch zugehen. Die Propheten haben es immer wieder mit einem Festmahl verglichen, bei dem es an nichts fehlen wird. Vielleicht ein bisschen so wie im Gasthaus Himmelreich.

Und zweitens hat Jesus gemeint, dass das Himmelreich immer schon ein bisschen auf der Erde aufblitzen kann. Wenn mir etwas unerwartet in den Schoß fällt - eine Lösung, Hilfe von irgendwo, ein Geldsegen, ein Glücksmoment. Und je mehr wir dafür tun, desto heller kann es hier aufscheinen: wenn wir uns unterstützen, uns akzeptieren wie wir sind, wenn wir gerecht und ehrlich sind. Dann ist das ein bisschen wie im Himmelreich. Oder „Himmelreich to Go“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32433
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