SWR3 Gedanken

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19JAN2021
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Allein sein mit sich – das kann ganz schön hart sein. Ich meine jetzt richtig allein, also auch ohne Handy und Bücher. Ich probiere das ab und zu mal aus für ein paar Tage im Kloster. Am Anfang weiß ich gar nichts mit mir anzufangen. Ich versuche mich zu zerstreuen, indem ich mich im Klosterladen umschaue oder spazieren gehe. Aber wenn ich mich nach ein, zwei Tagen auf die Leere einlasse, dann merke ich, wie ich mit mir selbst in Kontakt komme. Mit meiner Vergangenheit und damit, wie es weitergehen soll. Das kann sehr anstrengend sein.

Ein Meister des Alleinseins war der Heilige Antonius aus Ägypten. Um das Jahr 270 herum ist er gerade mal volljährig und steckt in einer tiefen Krise. Er beschließt auszusteigen und zieht sich in die Wüste zurück. Dort verbringt er viele Jahre in einer Felsenhöhle.

Wie hart das gewesen sein muss, zeigen alte Bilder: Antonius umringt von fiesen Dämonen, die an ihm zerren und ihn bedrängen. Sie stehen für Ängste und innere Kämpfe in der Einsamkeit. Aber irgendwann ist Antonius an einem Punkt, da kann ihm nichts mehr was anhaben. Ein Freund von ihm hat ihn so beschrieben: „Weder war er aus Gram missmutig geworden, noch vor Freude ausgelassen. Er war vielmehr ganz Ebenmaß und natürlich in seinem Verhalten.“

Bald schon spricht sich das herum, und viele Menschen suchen Rat bei Antonius. Es heißt, er sei extrem weise gewesen, sparsam mit Worten, milde im Beurteilen und gelassen ohne Ende.

So wär ich auch gerne. In mir selbst ruhen, im Reinen mit meiner Umwelt und mir. Ich möchte zwar nicht in die Wüste ziehen, aber ab und zu eine kleine Auszeit, so ganz allein nur mit mir selbst - das ist doch schon ein guter Anfang.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32430
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