SWR3 Gedanken

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17JAN2021
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Schlafen und tot sein ist ein bisschen ähnlich. Mit dem Sterben tun sich viele schwer. Und ich weiß, dass das auch für´s Schlafen gilt.

Für mich hat Schlafen etwas Göttliches. Wenn ich mich nach einem langen Tag ins Bett fallen lasse, mich in Kissen und Decke kuschle, wenn ich merke, wie sich meine Muskeln entspannen, wie ich loslassen kann – geistig und körperlich, dann ist das für mich wie ein kleiner Blick ins Paradies – so schön.

Es heißt ja, der Tod sei des „Schlafes Bruder“. Liegt ja auch nahe, denn wenn man schläft, ist man auch ein bisschen wie tot. Vielleicht ist es auch andersrum: Wenn man tot ist, ist es ein bisschen wie schlafengehen. Dann bekommt der Tod sogar etwas Tröstliches. Endlich kann ich alles sein lassen. Mein Körper, der sein Leben lang viel geleistet hat, darf endlich ausruhen. Aber auch so vieles, das mich im Geist beschäftigt und umtreibt darf Frieden finden.

Das A und O ist das „loslassen“. Das fällt mir hier im Leben unheimlich schwer. Im Tod ist es sozusagen verordnet, da muss ich es irgendwann können. Ich lasse alles Irdische hinter mir. Schwer macht es, dass ich es nicht selbst in der Hand habe, aber das macht es gleichzeitig auch leichter.

Wenn ich sterbe, dann lege ich Geist und Körper vertrauensvoll in Gottes Hände. Die stelle ich mir vor wie eine große und bequeme Matratze, die mich aufnimmt. Ich entspanne und freue mich auf viel Ruhe. Und beim Aufwachen vielleicht auf noch viel, viel mehr.

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