Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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22JAN2021
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„Krebs ist, wenn man trotzdem lacht“ – so heißt der Titel eines Buches, das mir in die Hände gefallen ist. Im ersten Augenblick war ich schockiert. - Wie zynisch ist das denn? Aber beim näheren Hinsehen ist mir klargeworden: Die junge Autorin schreibt über ihre eigenen Erfahrungen.

Nach ihrer Diagnose hatte sie erstmal ganz viel Ratgeber-Literatur gelesen. Doch sie hat schnell gemerkt: das hat sie nur noch weiter heruntergezogen. Denn viele Bücher haben ihr suggeriert: Du bist selber schuld an deiner Krankheit. Weil du falsch gelebt hast. Weil du nicht gut genug auf dich geachtet hast.

Und das vielgepriesene „positive Denken“ hat ihr auch nicht weitergeholfen. Es hat sie bloß noch mehr unter Druck gesetzt. - Jetzt sollte sie sich also auch noch die negativen Gefühle verbieten? Und nicht mehr darüber sprechen... Und da ist ihr klargeworden:

Das war nicht ihr Weg. Sie wollte raus, aus dem ganzen Problem-Modus, wo man immer nur von `Krebs´ redet, von `kämpfen´ und `besiegen´... Nein, was sie brauchte, war ein Ratgeberbuch, das sie zum Lachen brachte. Aber so etwas hat sie nicht gefunden. Also hat sie eben selber eines geschrieben: „Krebs ist, wenn man trotzdem lacht“.

Da erfindet sie beispielsweise neue Wörter für die Dinge, die sie bedrohen. Ihre Angst etwa, nennt sie „Hildegard“; und ihre Krankheit „Schnieptröte“. Denn wer den Dingen Namen gibt, gewinnt auch die Macht zurück...

Erstaunlich, oder? Humor als Bewältigungs-Strategie. Zuerst hat das gut geklappt. Aber nach einem Jahr ist der Krebs zurückgekommen. Und da hat die Autorin wieder auf ihren Humor gesetzt:

Sie hat all ihre Freunde und Bekannten gebeten: Schickt mir Postkarten in die Klinik, die mich zum Lachen bringen! „Giggel-Chemo“ hat sie das genannt. Und tatsächlich: sie hat 350 Postkarten erhalten, mit den kuriosesten Einfällen. Daraus hat sie die Kraft geschöpft, auch die zweite Therapie durchzustehen. Und ihre Situation zu akzeptieren.

„Ich werde wahrscheinlich nicht so alt wie Johannes Heesters“ – so hat sie ihre Aussichten zusammengefasst, „aber ich kann noch ein schönes Leben haben.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32426
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