SWR4 Abendgedanken

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22JAN2021
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Es gibt einen Satz von Jesus, der fordert mich heraus: „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin!“

Ich denke daran, wie mich vor kurzem auf der Arbeit jemand am Telefon richtig zur Schnecke gemacht hat. Ich hatte gar nichts falsch gemacht, war ruhig und freundlich. Trotzdem musste ich mir am Telefon einiges anhören. Ich habe mich dabei ungerecht behandelt gefühlt und ohnmächtig.
Und so jemandem, soll ich keinen Widerstand leisten, sondern auch noch die andere Wange hinhalten? Sorry, aber ich bin doch kein Fußabtreter.

Dass man sich alles gefallen lassen muss, das hat Jesus mit diesem Satz glaube ich auch nicht gemeint. Sondern: Zurückschlagen hilft mir in so einer Situation nicht weiter. Wenn ich am Telefon zurückkeife, dann verwickle ich mich vermutlich nicht nur in einen handfesten Streit, sondern ich lasse mich auch auf das üble Spiel meines Gesprächpartners ein.

Viel besser ist es, dem Rat von Jesus zu folgen, denn das heißt: ich lasse den Angriff einfach ins Leere laufen. Ich kann dem Herrn am Telefon zum Beispiel ganz ruhig, aber bestimmt sagen, dass mir auffällt, wie unfreundlich er mit mir spricht und ich nicht bereit bin, mich in diesem Ton weiter zu unterhalten. Ich leiste dann keinen Widerstand, sondern überlasse diesen Menschen seiner eigenen Wut. Wenn ich ruhig und gelassen bleibe, dann lasse ich das Problem beim Anderen. Da, wo es herkommt. Die andere Wange hinzuhalten heißt ja auch: Ich soll nicht einfach davonlaufen, sondern mich der Person stellen und dem Konflikt die Stirn bieten. Ich bleibe da, schlage nicht zurück und zeige meinem Gegenüber, was da grade zwischen uns passiert. Sage ihm damit: „Schau mal, wer da vor dir steht und was du gerade mit ihm machst.“

Wenn ich wieder in so eine Situation wie am Telefon gerate, dann kann ich an diesen Satz von Jesus denken. Und ich kann bitten: „Jesus, gib mir die Balance, die mir jetzt fehlt. Steh mir zur Seite und schenke mir die Geduld, die ich brauche. Hilf mir, mein Gegenüber durch meine friedliche Reaktion zu erreichen. Was ich aber nicht schaffe, das gebe ich ab an dich, Gott. Denn was mir schwerfällt, das fällt dir leicht.“

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