SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

18JAN2021
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Als kleines Kind hatte ich oft Angst im Dunkeln. Wenn ich nachts im Bett gelegen bin, habe ich ängstlich in die dunklen Ecken meines Kinderzimmers gestarrt. Oft sah es dann so aus, als würde sich da etwas in der Dunkelheit bewegen. Obwohl ich noch so klein war, hatte ich dann große Sorgen: Lauert da vielleicht ein böses Monster neben meinem Kleiderschrank?

Nachts wach liegen, das kenne ich heute noch. Nur halten mich heute nicht mehr die Monster in den dunklen Zimmerecken vom Schlafen ab, sondern die Sorgen und Ängste in meinem Kopf. Ich denke an ein Paar, Freunde von mir, das sich schon lange ein Kind wünscht. Kurz vor Weihnachten wurden ihre Hoffnungen auf eine Schwangerschaft wieder bitter enttäuscht. Ich habe meine Freunde schon länger nicht mehr getroffen und grade jetzt wäre ich gerne mehr für sie da. Aber im Moment ist das schwierig. Wie kann ich ihnen helfen? Ob ich es morgen schaffe, sie anzurufen?
So liege ich wach im Bett und wälze meine Sorgen.

Als kleines Kind bin ich mit meinen Ängsten fertig geworden, indem ich schnell das Licht angemacht habe oder meine Mutter das Nachtlicht eingeschaltet hat. Dann habe ich sofort gesehen: mein Kinderzimmer ist monsterfrei. Aber wie vertreibe ich heute die Sorgen aus meinen Gedanken? Wie mache ich in den dunklen Ecken in meinem Kopf das Licht an?
Ich kann meine Sorgen und Ängste nicht einfach ausknipsen. Aber ich kann nach einer anderen Lichtquelle suchen. Und das ist für mich: Gott.

Wenn ich nachts wach im Bett liege und nicht einschlafen kann, dann fange ich an zu beten. Ich spreche Gott direkt an und erzähle ihm von meinen Ängsten, vertraue ihm meine Sorgen an. Je länger ich bete, umso deutlicher kann ich hören, was Gott mir sagt, wenn um mich herum nur noch Nacht ist. Ich denke an seinen Zuspruch aus der Bibel:
„Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ich mache dich stark. Ich halte dich mit meiner rechten Hand (Jes 41, 10).“ Ich fühle mich getröstet, wie früher als Kind. Und in meinem Kopf wird es etwas heller. Gott ist für mich, auch als erwachsene Frau, so etwas wie ein kleines Nachtlicht.

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