SWR3 Gedanken

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15JAN2021
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Die Demut ist zurück! Noch vor ein paar Jahren hätte ich gewettet: das Wort Demut ist am Aussterben.

Außer in der Kirche war es nirgends mehr zu hören. Demut kommt eigentlich aus dem Althochdeutschen Wort „Dienmut“. Es meint die Einsicht, dass der Mensch an sich weit weg davon ist vollkommen zu sein. Doch für solche Bescheidenheit war in den letzten Jahren kein Platz. Kein Platz für Demut in einer Welt, in der es darum geht, noch toller, noch wichtiger, noch relevanter zu sein.

Doch jetzt ist das Wort wieder da!
Ausgerechnet beim Profifußball ist es mir zum ersten Mal aufgefallen. Angesichts der Diskussionen um Spitzengehälter, Mauscheleien und der Frage, ob die Liga trotz Corona weitergeht, haben Verantwortliche plötzlich öffentlich von Demut gesprochen. Und damit deutlich gemacht, dass sie verstanden haben: Auch im Spitzensport ist man abhängig von etwas, was man nicht in der Hand hat: die Reaktionen der Fans, deren ethische Urteile und – ja – auch von den Auswirkungen eines globalen Virus.

In den letzten Wochen habe ich das Wort ‚Demut‘ auch immer wieder in der Politik gehört. Anstatt der üblichen Besserwisserstatements sprechen Politiker*innen neuerdings auch über eigene Fehler und geben offen Unsicherheiten zu.  

Ich finde, Demut macht uns menschlicher. Im Spitzensport, in der Politik, im ganz normalen Alltag. Demut heißt: Ja, mein Wissen ist begrenzt. Ich bin abhängig bin von anderen, von der Natur, ja auch von Gott. Aber all das macht mich nicht kleiner. Es gehört zu unserem Menschsein. Ich finde: im Mut zur Demut steckt unsere wahre menschliche Größe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32401
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