Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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14JAN2021
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Ich will Leben. So präsent, wie in diesen Zeiten jetzt, ist mir der Satz noch nie gewesen. Ich will Leben, will gesund bleiben, meinen Interessen nachgehen. Will reisen und auch feiern. Will selbst entscheiden, mit wem ich mich wo und wie treffe.

Das Problem: Andere wollen auch leben. Wollen ihre Interessen durchsetzen. Wollen ihre Freiheiten. Wollen entscheiden dürfen.

Mein Lebenswille und der Lebenswille anderer, wie bringe ich die zusammen? Genau von dieser Frage geht Albert Schweitzer und seine Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben aus. Zentral ist dabei der Satz: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

Schweitzer war ein Multitalent: Mediziner, Theologe, begnadeter Organist. 1952 erhält er den Friedensnobelpreis. Für seine Arbeit als Arzt im Krankenhaus in Lambaréné in Gabun. Heute wäre er 146 Jahre alt geworden.

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Schweitzer macht deutlich, dass der Konflikt von Lebensinteressen ganz normal ist. Dass jedes Lebewesen an einem gelingenden Leben interessiert ist. Und er macht deutlich, was daraus folgt. Eine Haltung, die dem anderen Menschen dieses Lebensrecht ebenso zugesteht wie einem selbst. Eine Haltung der Balance. Zwischen dem, was ich will, und dem, was andere wollen. Es gibt eine ganz einfache Regel dafür. Sie lautet: „Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.“ In der christlichen Tradition heißt das ganz ähnlich: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Für Schweitzer ist klar: Ich darf Interessen haben und ihnen nachgehen. Aber ich muss auch darauf achten, was andere möchten und was ihnen gut tut. Nur so ist ein Leben miteinander möglich, ein Leben für alles Lebendige.

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