SWR4 Abendgedanken

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08JAN2021
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Jetzt am Wochenende endet die Weihnachtszeit in der Kirche.  Mit dem Fest der Taufe Jesu. In vielen christlichen Kirchen wird das groß gefeiert. Orthodoxe Christen feiern es oft im Freien an einem Bach oder Fluss. In vielen Gegenden dort wirft der Priester am Ende der Feier ein Kreuz ins Wasser und die Jugendlichen tauchen nach diesem Kreuz. Wer es findet, hat einen besonderen Segen für das kommende Jahr.

Auch wenn dieses Fest bei uns eher eine Randerscheinung ist, macht es mich nachdenklich. Was nehme ich von Weihnachten in meinen Alltag mit?.

Die Autoren der Bibel erzählen, wie Jesus von Johannes dem Täufer im Jordan getauft wird. Nach der Taufe öffnet sich der Himmel, eine Taube erscheint und eine Stimme sagt zu Jesus: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (Mk 1,11). Wenn ein Vater oder eine Mutter so etwas zu ihrem Kind sagt, ist das etwas sehr Persönliches. Und jeder weiß, wie bedeutsam es für uns Menschen ist, dass uns das jemand sagt. Nicht nur ein „Du bist in Ordnung so wie Du bist“, sondern viel mehr ein „Ich mag Dich, Du gefällst mir so wie Du bist“. Jesus kann sich also darauf verlassen, dass er ein sehr inniges Verhältnis zu Gott hat. Zunächst wäre das seine Privatsache. Aber die Autoren der Bibel wollen offensichtlich, dass ich als Leser der Bibel das auch weiß. Jesus ist in einer innigen Liebe mit Gott verbunden. Diese Liebe ist so stark, wie die Liebe eines Vaters oder einer Mutter zu ihrem Kind.

Ich erlebe es in der Schule öfter, wie Eltern alles tun, damit ihr Kind Recht bekommt. Selbst wenn ihr Kind sich daneben benommen hat und andere beleidigt oder geschlagen hat, verteidigen viele Eltern ihr Kind zunächst. Auch gegen uns Lehrer. Wir ziehen oft erst dann an einem Strang, wenn ich sie überzeugen kann, dass ich das Fehlverhalten ihres Kindes korrigieren will, weil ich es auch gut mit ihrem Kind meine. So ähnlich wie diese Liebe ist die Liebe Gottes zu Jesus. Vorbehaltlos.

Die Tatsache, dass ich von dieser innigen Liebe Gottes zu Jesus weiß, hat aber noch einen größeren Sinn. Ich bin als kleiner Säugling getauft worden. Im Lauf der Zeit habe ich aber immer mehr verstanden, was das bedeutet: Ich bin ein Bruder von Jesus geworden. Und damit gilt diese elterliche Liebe Gottes auch für mich. Es ist dann so, als ob die Stimme aus dem Himmel auch zu mir sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, an die habe ich Wohlgefallen gefunden“. Mich berührt das sehr. Im tiefsten Grund meines Denkens und Fühlens kann ich mich darauf verlassen, dass ich davon gehalten werde. Das nehme ich gerne mit in den Alltag nach Weihnachten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32373
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