SWR2 Wort zum Tag

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Deutschland sucht den SuperSünder hatte kürzlich eine Wochenzeitung getitelt, als sich der bestürzende Umfang des jüngsten Steuerskandals abzeichnete. Sie berichtete von den Steuerhinterziehungen in großem Stil, von Reaktionen aus der Politik, von der Befürchtung, dass unsere soziale Marktwirtschaft unglaubwürdig wird. Auch Vertreter der Kirchen haben das Verhalten von Großverdienern in Schlüsselpositionen mit hoher Verantwortung als unmoralisch verurteilt und von ihrem Versagen als Vorbilder gesprochen. Viele Menschen empören sich über die offensichtlich unersättliche Gier nach Geld bei den Verdächtigten, auch wenn man weiß, dass die Unschuldsvermutung bis zum Erweis der Schuld gelten muss. Die an den Titel einer Fernsehsendung anknüpfende Schlagzeile Deutschland sucht den SuperSünder gibt diese Stimmung wieder.

Es ist zu befürchten, dass diese Stimmung verhindert, Fragen zu stellen, die mit Vergehen wie Steuerhinterziehung verbunden sind. Fragen wie: Woran liegt es, dass Menschen so etwas tun? Wirken sich da Einstellungen aus, die nicht nur Großverdiener bestimmen, sondern auch in der Gesellschaft insgesamt wirksam sind? Was setzt über Sanktionen von Straftaten hinaus Maßstäbe, die verhindern, dass sich Menschen unter Verletzung des Rechts bereichern?

Der Staat selbst kann viel dazu beitragen, dass seine Gesetze geachtet und ihre Übertretung nicht als „Kavaliersdelikt“ angesehen werden. Dazu helfen können ein gerechtes Steuersystem und Regeln, die der sozialen Gerechtigkeit dienen und der wachsenden Verarmung in unserer Gesellschaft entgegen wirken. Aber unabhängig davon ist die Grundeinstellung einzelner Menschen zum Staat und seinen Ordnungen entscheidend. - In einem Brief des Propheten Jeremia fordert dieser die in Babylon Gefangenen auf: Sucht der Stadt Bestes. Er fügt hinzu: Betet für sie! Er erwartet Verantwortung für einen Staat, den Gefangene nicht lieben konnten. Seine Begründung ist denkbar nüchtern: Denn wenn´s der Stadt wohl geht, so geht´s auch euch wohl. In einer vergangenen Zeit wurde ein wichtiger, auch heute im Rechtsstaat gültiger Zusammenhang formuliert: Verantwortung jedes Einzelnen für die Gemeinschaft und die Achtung für ihre Ordnungen helfen zum Wohl der Gemeinschaft und zum Wohl jedes Einzelnen! Es ist also vernünftig, sich an notwendige Regeln zu halten, sich der Gier nach immer mehr zu verweigern und ehrlich zu sein. Dass dies auch Gottes Willen ist, wissen Menschen, die beten. Darum sollen besonders sie sich in der Verantwortung vor Gott entsprechend verhalten – und dann auch für die Gemeinschaft, in der sie leben, beten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3235
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