Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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07JAN2021
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Wie sieht es in ihrem Kalender zu Beginn dieses Jahres aus? Gibt es noch viele freie Flächen oder erschrecken sie schon beim Blick hinein? Ich schreibe gerne in den frischen Kalender und ich mag es, ehrlich gesagt, wenn er sich füllt. Ich bin beschäftigt, habe Termine, bin gefragt. Und ich plane das Jahr. So denke ich immer mal.

Und dann lese ich die Losung von heute. Also den einen gelosten biblischen Vers aus Herrenhut für diesen Tag. Da betet einer zu Gott und sagt: Ich bin dein, hilf mir! (Psalm 119,94)

Und ich denke: ertappt. Es ist ja wahr. Mein Leben gehört mir nicht. Ich habe nicht alles in der Hand. Ich bin dein. Ja, ich möchte dein sein, Gott. Aber es fällt mir schwer zu vertrauen. Mich Gott anzuvertrauen. Das hat etwas zu tun mit Kontrolle. Nicht erst durch Corona habe ich an einigen Punkten auch schmerzhaft erlebt, dass das nicht geht. Manchmal geht Leben nur einen Atemzug weit. Genauso wie dieses Gebet: Ich bin dein.

Ich bin dein. Ein Ausatmen. Wie in der Hängematte liegen, so klingt das. Loslassen und sich anvertrauen und leicht schaukeln, weil zwei stark Seile die Hängematte halten. Und dann spüre ich, das tut ja richtig gut. Ich bin dein, Gott.

Und so liege ich in der Hängematte, gut gehalten, den Blick träumend in den Himmel gerichtet. Ausatmen: Ich bin dein. Und mit dem Einatmen fließt das: ‚Hilf mir‘ in mich hinein. Ausatmen, einatmen. Ich bin bedürftig. Ich schaffe es nicht allein. Aber: Ich bin dein, hilf mir!

Das Leben ist gerade nicht einfach, niemand weiß genau, wie lange dieser Ausnahmezustand noch andauern wird. Welche Termine in meinem Kalender wieder einen Vermerk: abgesagt erhalten, welche Besuche wir auf einen späteren Zeitpunkt verschieben müssen.
Einatmen, Ausatmen, manchmal geht Leben nur einen Atemzug weit. Ich bin dein, hilf mir! Dir möchte ich vertrauen.

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