SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

28DEZ2020
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Heute ist für die Kirche der Tag der unschuldigen Kinder, seit dem frühen 6. Jahrhundert gehört dieser Tag direkt zum Weihnachtsfest. Was auf das erste Hören ganz süß klingt, ist eine sehr traurige Geschichte Der Tag erinnert an die Legende von der Ermordung der Kinder in Bethlehem. König Herodes will das Kind töten, von dem ihm die Weisen aus dem Morgenland erzählt haben, will den Konkurrenten aus dem Weg räumen. Um ganz sicher zu gehen, lässt er alle kleinen Kinder in Bethlehem umbringen.

Der Tag heute ist mit ihnen allen Kindern, die Opfer von Gewalt waren und sind, gewidmet. Wie schrecklich wäre es, wenn diese Kinder vergessen wären, wenn die Tränen ihrer Eltern vergessen wären. Doch ihr Schicksal und ihr Leid sind aufbewahrt im Evangelium, und sie ziehen, so hat es sich die Kirche vorgestellt, im Ehrengefolge Christi mit. Nicht hinten, sondern ganz vorne, an der Spitze. Diesen Kindern, nicht den Mächtigen der Welt, gebührt der Ehrenplatz.

Ein seltsames Gefolge, scheinbar kontrastierend zum festlichen weihnachtlichen Strahlen. Doch es ist die Realität, von Anfang an, dass sich mit dem Weg des Krippenkinds auch das Leid verknüpft. Es ist noch ein weiter Weg bis hin zu dem Tag, an dem es keinen Schmerz und keine Tränen mehr in der Welt geben wird. Auf diesem Weg begleiten den Christus die Kinder, die unwissend, unschuldig, getötet werden - überall auf der Welt. Denn sie sind die ersten, die zu Opfern werden, in den großen und kleinen Katastrophen dieser Welt, in den Machtspielen der Tyrannen.

Kein prächtiger Triumphzug ist das: Aber es ist gerade so ein Triumphzug, nämlich ein Triumph über das Vergessen, ein Triumph darüber, dass die furchtbaren Gesetze der Welt nicht das letzte Wort haben werden.

Vielleicht hilft das auch Menschen, die sich an den vergangenen Weihnachtstagen zu Hause verkrochen haben. Vielleicht hilft es allen, die trauern um Menschen, die an Covid-19 gestorben sind in dieser Pandemie. Hilft, vorsichtig einen Blick auf die Botschaft des Weihnachtsfest zu wagen. Trotz allem. Nicht nur heile Familien und wonnigliche Gefühle haben ihren Platz in der Weihnachtszeit. Vielleicht wird uns das in diesen Coronazeiten ganz neu bewusst. Das Krippenkind zieht auch die mit sich, denen es schwerfällt, ja unmöglich scheint, in den Jubel der Weihnachtszeit mit einzustimmen. Alle sind geliebt von diesem Kind. Es findet für jeden Menschen einen Platz in seinem Gefolge. Auch für Sie und für mich. Schließlich: wir waren alle einmal Kinder, und wir bewahren in uns die Erinnerung daran, wie es war, Kind zu sein.

So kann auch unser inneres Kind sich dem Zug anschließen, den Christus anführt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32336
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