SWR3 Gedanken

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04JAN2021
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Ich bin eh schon abgehetzt und gestresst und genauso stürme ich in den Supermarkt. Die Deadlines von der Arbeit sitzen mir im Nacken und meine Maske drückt mir mal wieder die Nase platt. Aber mein Kühlschrank ist leer…

Vor dem Gemüseregal verschnaufe ich kurz und schaue mich um: Den Leuten um mich herum scheint es ähnlich zu gehen. So finster und schlechtgelaunt wie die dreinblicken. Und zwei Meter weiter zanken sich zwei Leute um die letzten Bio-Tomaten. Das letzte Mal beim Einkaufen war auch ich mürrisch und gestresst. Vielleicht habe ich da jemandem so richtig den Tag versalzen und habe es gar nicht gemerkt.

Ich stehe immer noch vor dem Gemüseregal. Ich atme kurz durch und dann sag ich zu mir: „Okay, bei mir ist es gerade stressig. Aber: ich kann auch mit einer Prise Freundlichkeit gestresst sein!“ Mit diesem Satz im Kopf setze ich meinen Einkauf fort und bin auf einmal überrascht, wie viele Leute um mich herum freundlich sind.

Einer jungen Mutter eilen mehrere Leute zu Hilfe, als ihr Kind in der Getränkeabteilung für Scherben sorgt, ein junger Typ hat einen lustigen Spruch auf den Lippen, als am Pfandautomaten mal wieder die Taste klemmt und auf dem Parkplatz rennt mir sogar eine ältere Dame hinterher, weil ich unterwegs eine Klopapierrolle verloren habe.

Egal ob im Supermarkt, im Job oder Zuhause. Es macht eben einen Unterschied, ob ich Gewitterwolken in die Welt schicke oder Sonnenstrahlen.

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