Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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16JAN2021
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Einen guten Morgen wünsche ich Ihnen...

Konstantin Wecker hat ein Lied gegen die Gleichgültigkeit geschrieben. Es geht so:

Liebes Leben, fang mich ein,

halt mich an die Erde

kann doch, was ich bin nur sein,

wenn ich es auch werde.

 

Gib mir Tränen, gib mir Mut

Und von allem mehr.

Mach mich böse oder gut,

nur nie ungefähr

 

Böse oder gut. Das ist für mich keine echte Alternative. Da ist für mich klar, was ich möchte. Gut sein. Aber dieses „nur nie ungefähr…“ Daran bleib ich hängen. Das erinnert mich an meinen Vater. Wie er nicht nur einmal gesagt hat: „Ist mir egal gibt´s nicht – egal ist 88 - das kannst du drehen und wenden, wie du willst und es bleibt sich gleich.“

Er hat mich ermutigt, zu sagen, was ich denke, eine eigene Meinung zu haben, auch wenn das nicht die seine war. Und beiden Eltern war es wichtig, dass wir Kinder lernen uns zu entscheiden.

Trotzdem habe ich bis heute so meine Mühe damit. Und es nervt mich, wenn ich mich so wischi waschi erlebe. So will ich nicht sein, nicht kalt – nicht warm, eine, die sich mit „vielleicht…vielleicht auch nicht“ vor Entscheidungen drückt.

Meistens geht es mir besser, wenn ich mich klar für etwas entschieden habe. Und sei es der rote oder blaue Pullover am Morgen.

Dieses „Nicht- ungefähr –sein“ heißt für mich auch: Mir eine eigene Meinung bilden, Stellung beziehen und Profil zeigen auch wenn ich dadurch angreifbar werde und verwundbar. Das braucht Mut und kostet manchmal Tränen.

Von Jesus gibt es dazu eine klare Ansage. Er will, dass die, die ihm folgen, nicht wischi waschi sind.  „Euer Ja sei ein Ja und Euer Nein ein Nein“, fordert er auf. Und an anderer Stelle ermutigt er dazu „Salz der Erde“ zu sein. Salz hat Geschmack. Es schmeckt eindeutig salzig – nicht fad.

Salz sein das bedeutet für mich: Aufmerksam wahrnehmen was um mich herum geschieht. Mir ein Herz fassen, eingreifen, wo etwas Unrechtes geschieht. Den Mund aufmachen.

Dazu braucht es diesen Mut, den auch Konstantin Wecker sich wünscht. Und die Tränen, über die man vielleicht stolpern mag. (Wie kann man sich Tränen wünschen?) Für mich haben Tränen viel mit echtem Gefühl zu tun, damit berührbar zu bleiben und eben nicht gefühllos zu werden oder gar gleichgütig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32323
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