Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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14JAN2021
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„Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind“.

Dieses Zitat stammt von Albert Schweitzer, dessen Geburtstag sich heute jährt.  Im ersten Moment frage ich mich, was hindert mich eigentlich daran beherzt herzlich zu sein? Warum fehlt mir dazu manchmal der Mut?

Ist es die Scheu, aufdringlich oder gar übergriffig zu wirken? Grenzen nicht einzuhalten? Vielleicht.

Dann entdecke ich aber in der Aussage Schweitzers auch ein riesen Potential: Wir könnten es schaffen, die Welt emotional aufzuwärmen, wenn wir uns trauen herzlicher zu sein. Ein Herz füreinander zu haben ist schließlich schon in uns angelegt.

Und es gibt ja auch jede Menge herzensguter Initiativen in der Gesellschaft.

Eine davon finde ich in diesen Tagen besonders bemerkenswert.  Die der Kältebusse des Deutschen Roten Kreuzes. In Stuttgart und anderen größeren Städten engagieren sich Ehrenamtliche Nacht für Nacht und versorgen Obdachlose mit warmem Tee, Decken und Schlafsäcken. Sie tun damit etwas gegen die reale äußere Kälte und bewahren Menschen vor dem Erfrieren. Das allein ist an sich schon wunderbar.

Aber wie sie das tun, hat mich besonders berührt und beeindruckt. Es gab dazu eine Reportage im Fernsehen. Ich habe den jungen Mann, der tagsüber als Wirtschaftsingenieur arbeitet, noch deutlich vor Augen. Wie er sich bückt und einem Obdachlosen liebevoll zuwendet. Auf Augenhöhe! Da wird nicht nur mechanisch ausgeteilt und eine Liste abgearbeitet. Da ist Zeit für ein kurzes Gespräch, die Frage, „wie geht´s, was täte Ihnen jetzt gut?“

Selbst „durch den Fernseher“ wurde für mich Herzenswärme spürbar. Etwas, das nicht nur von außen, sondern auch von innen wärmt. Und offensichtlich nicht nur den, der da nachts auf der Straße friert, sondern auch die, die sich da zuwenden und mich als Zuschauerin.

Mich ermutigt diese Initiative. Ich nehme mir vor, mir nicht länger selbst im Weg zu stehen. Sondern, das was ich an Herzenswärme habe, zu verschenken. Sei es durch ein Lächeln, einen Anruf bei jemand, der alleine lebt oder einer warmen Suppe für die kranke Nachbarin.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32321
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