Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

10JAN2021
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Immer wenn Martin Luther von Glaubenszweifeln geplagt wurde, soll er auf seinen Tisch geschrieben haben: „Ich bin getauft“. Es scheint ihm geholfen zu haben, sich daran zu erinnern und es schwarz auf weiß vor sich zu haben.

Heute wird in den christlichen Kirchen an die Taufe Jesu im Jordan erinnert. Die Bibel berichtet: Wie mit einem Paukenschlag kommtdie Stimme Gottes aus den Wolken: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen“.

Das ist die Zusage, die über dem Leben Jesu steht. Und ich meine, nicht nur über seinem.

Ich glaube, dass diese Zusage Gottes über jedem Menschenleben steht.

„Du bist mein geliebter Sohn – Du bist meine geliebte Tochter.“

Wozu braucht es dann überhaupt noch die Taufe?

In ihr wird Gottes Ja zum Menschen sichtbar gemacht. Sie ist ein Sakrament, ein heiliges Zeichen. Der Theologe Emil Brunner hat dafür ein schönes Bild. Er sagt: Zu Taufen ist, wie wenn man ein Blatt Papier mit einem Wasserzeichen ins Licht hält. In dem Moment, in dem das Licht durch das Papier scheint, wird das Wasserzeichen sichtbar.

Gottes Ja zu uns Menschen entsteht nicht erst bei der Taufe. Es ist jedem Menschen eingeprägt, wie das Wasserzeichen dem Papier.

Die Frage bleibt allerdings: Kann ich das glauben. Kann ich das Geschenk annehmen, dass Gott ja zu mir sagt? Und bin ich bereit, dieses Wasserzeichen durch mein Leben sichtbar zu machen. Also: Von innen zu leuchten, so dass andere es sehen und spüren und glauben? Denn mich mit Wasser taufen zu lassen reicht nicht.  

Es braucht neben dem Wasser und der Zusage Gottes auch mein „Ja“.

Ja, ich glaube und ich vertraue fest darauf, dass ich Gottes geliebte Tochter bin.

Und ich bleibe das für immer. Bei allem, was gerade ungewiss ist, daran will ich mich festmachen.

Auch wenn mich Zweifel plagen – nicht zuletzt die an mir selbst.

Ich bin getauft. Das kann mir keiner nehmen. Was für ein Geschenk.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32317
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