Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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28DEZ2020
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„Schütze Deinen Nächsten wie Dich selbst“. Das ist mein persönlicher Satz dieses Jahres. Weil er eine Entwicklung ausdrückt, die ich gemacht habe. Im Frühjahr bin ich mit der Pandemie erstmal relativ locker umgegangen. Ganz nach meinem sonstigen, durchaus blauäugigen Motto „Mir wird schon nichts passieren“. Relativ schnell wurde mir dann klar und auch klar gemacht, dass es bei Corona eben nicht nur um meinen Schutz oder meine Sorglosigkeit geht, sondern ganz genauso um den Schutz der Anderen durch mich. Dass ich eben nicht locker mit Abstand, Hygiene und Alltagsmaske umgehen kann, weil auch ich eine Ansteckungsgefahr für Andere sein kann, selbst wenn ich mich völlig gesund fühle. Und genau bei dieser doppelten Perspektive der Selbstgefährdung und Fremdgefährdung kam mir dieser Satz: „Schütze Deinen Nächsten wie Dich selbst“. Es ist kein Zufall, dass er nicht nur so klingt wie das klassisch christliche Gebot „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“. Denn auch sein Sinn ist genau derselbe. So wie ich den Anderen wirklich nur lieben kann, wenn ich mich selbst liebe, so kann ich den Anderen auch nur vor einer Ansteckung schützen, wenn ich mich selbst schütze.
Welch schöne und schwere Parallele. Schwer, weil ich mich einfach nicht an diese Masken und den Abstand zu den Menschen gewöhnen kann. Und weil diese Pandemie mit all den schrecklichen Folgen schon so lange geht und leider auch noch eine Weile gehen wird. Schön finde ich die Parallele von Liebesgebot und Schutzvorschriften, weil ich weiß, dass ich, wenn die Pandemie vorbei ist, meine Liebe zu den Menschen endlich wieder so ausdrücken kann wie zuvor: mit ganzem Gesicht, mit Armen und Händen.  Wenn ich meinen Nächsten so schütze wie mich selbst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32311
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