SWR3 Gedanken

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28DEZ2020
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Beim Einkaufen letzte Woche habe ich gehört, wie sich zwei junge Frauen über ihre Männerbekanntschaften unterhalten. Die eine hatte ein Date und danach hat der Typ ihr tatsächlich ein Dick-pick geschickt. Ein Penisbild. „Unglaublich, sagt ihre Freundin, du musst den Typen anzeigen!“ – „Ach ne, sagt die andere, es war ja als Scherz gemeint!“

Später, als ich wieder im Auto saß, habe ich mich geärgert. Ich hätte zu der jungen Frau hingehen sollen und sagen, dass eine Anzeige genau richtig ist. Denn das war kein Scherz. Das war sexuelle Belästigung.

Über die Hälfte aller Frauen haben schon sexualisierte Gewalt erlebt. Damit meine ich: wenn Männer sich widerwärtig, übergriffig und geringschätzend verhalten. Weil sie meinen, Frauen zum Objekt ihrer Bedürfnisse machen zu dürfen. Ich kenne kaum eine Frau, die sowas noch nicht erlebt hat. Angefangen von blöden Sprüchen, bis hin zu Stalking. Und immer wieder erlebe ich, dass viele einfach nur wegsehen. Dass sie das Verhalten der Täter verharmlosen und am Ende ihn oder sie und nicht das Opfer schützen.

Das passiert auch in der Kirche. Täter werden nicht bestraft. Aus falsch verstandener Christlichkeit. Christlich ist aber nicht, den Mund zu halten. Oder Täter zu schützen. Christlich ist, sich um die Opfer zu kümmern, ihnen zum Recht zu verhelfen. Das hat Jesus Immer und immer wieder getan.

Und ich finde das müssen Christenmenschen auch tun. Nicht den Mund halten, wenn jemand belästigt wird. Sondern anderen Mut machen, sich zu wehren. Auch schon bei scheinbar harmlos gemeinten Sprüchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32297
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