Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wir können Ihnen nicht mehr helfen!“ – Die Botschaft war knapp, klar, grausam. Dem Arzt ist es nicht leichtgefallen, dies zu sagen. Er musste die Grenzen der medizinischen Möglichkeiten eingestehen, nicht nur theoretisch, sondern ganz aktuell.
Alles Hoffen war vorbei, die Krankheit war nicht mehr zu heilen. Geahnt hatten es Ehefrau und die erwachsenen Kinder bereits seit längerem.
Jetzt war es ausgesprochen. Unausweichlich!
Von jetzt ab ging es nicht mehr nur ums Organisieren, ums Weitergehen, jetzt war einfach wichtig, da zu sein. Einfach da sein und aushalten! Die Ohnmacht am Leib des Vaters und am eigenen Leib zu spüren bekommen – eine Qualität des Lebens, auf die wir lieber verzichten würden.
Nichts mehr machen zu können, zu sehen, dass die besten Mediziner nicht mehr helfen können, dies ist eine harte Erfahrung.
Viele erleben dies hautnah – wir wussten dies schon immer, aber wenn’s konkret wird, macht das Wissen darum die Ohnmacht und das Leiden nicht leichter!
Aushalten ist dann gefragt, ausharren, „einfach“ da sein. Natürlich ist es nicht „einfach“, aber es ist wichtig – notwendig. Dies, womöglich nur dies, zählt jetzt.
Es sind diese manchmal unausweichlichen Grenzen unseres Daseins, die uns klar machen, dass wir über das eigene Leben keine Macht haben.
Wem es gegeben ist und wer sich auf ihn einlassen kann, der kann seine Klage, seine Wut, letztlich sein ganzes Leiden und Hoffen, sein Leben Gott anvertrauen:
Eines unserer neuen Kirchenlieder drückt dies so aus: „Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht, bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite… / Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich. Wandle sie in Stärke… / Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit, bringe ich vor dich. Wandle sie in Wärme… / Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit, bringe ich vor dich. Wandle sie in Heimat…“


https://www.kirche-im-swr.de/?m=3229
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