Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

23DEZ2020
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Wir haben eine Feuerwache im Ort, inzwischen auch eine Rettungswache, in der Stadt nebenan gibt es den nächsten Polizeiposten. Deshalb höre ich fast jeden Tag irgendwo ein Martinshorn. Manchmal klingt das „Tatü-tata“ leise aus der Ferne, manchmal ganz laut direkt gegenüber auf der Hauptstraße – oder es kommt zusammen mit dem Blaulicht auch mal direkt vom Wagen hinter mir.

Klar, so ein Einsatzsignal kann stören. Niemand schreckt gerne nachts aus dem Schlaf auf. Und auch auf der Straße ist es gar nicht so ohne, wenn man plötzlich Platz machen muss oder anhalten. Ich kann schon verstehen, dass da manche angespannt sind, oder gar genervt.

Für mich ist das Martinshorn aber noch viel mehr als ein notwendiges Warnsignal im Verkehr. Es zeigt mir: Da sind jetzt Menschen im Einsatz. Manche haben bis eben noch mit ihren Kindern gespielt oder gearbeitet, haben alles stehen und liegen gelassen und sind losgerannt. Oft mitten in der Nacht oder in ganz unpassenden Momenten. Sie haben den Auftrag, zu helfen – und dem ordnen sie alles andere unter. Davor habe ich großen Respekt.

Und gleichzeitig merke ich durch das Martinshorn: Jetzt gerade brauchen Menschen dringend Hilfe. Weil sie einen schweren Unfall hatten oder in großer Gefahr sind.

All diese Menschen kommen mir mit dem Martinshorn in den Sinn. Und ich versuche dann, konkret an sie zu denken. Genauso an die Angehörigen und Freunde, die in dem Moment mit betroffen sind. Auch ein kurzes Gebet spreche ich, wenn es geht. Weil ich glaube, dass Gott mit in diese Einsätze geht und den Beteiligten Kraft geben kann.

Wer da jetzt genau im Einsatz ist, weiß ich in der Regel nicht. Und die meisten kenne ich ja auch nicht persönlich. Aber ich fühle mich dann trotzdem verbunden mit ihnen. Und das ist mir wichtig. Weil wir ja nicht allein leben auf der Welt, sondern aufeinander angewiesen sind. Mal weniger und dann wieder mehr.

Auch die Feiertage über demnächst höre ich garantiert mal das Martinshorn. Dringende Einsätze gibt es auch an Weihnachten. Vielen Dank schon jetzt allen, die dann in Bereitschaft sind und im Notfall losfahren. Und ich bin sicher: Es gibt viele, die dankbar dafür sind und mit daran denken. Wir sind verbunden miteinander. Durch Gott. Und auch mit Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32281
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