Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eine Wohnung, Erdgeschoss, 60 qm, mit Vorgarten, Kaltmiete 88 Cent im Jahr. Sie haben richtig gehört. Diese Wohnung gibt es. Und nicht nur eine, sondern 140 in 67 Häusern. Und wo? In Augsburg.

Es handelt sich um die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt.

In diesem Jahr feiert sie ihren 500. Geburtstag. 1521 hat sie Jakob Fugger begründet, der damals wohl reichste Mann Europas. Milliarden hatte er als Unternehmer im Silberbergbau und als Bankier verdient. Vier Jahre vor seinem Tod stiftete er die Fuggerei. Sie ist bis heute eine „Stadt in der Stadt“. Einziehen durften verarmte Handwerker und Tagelöhner aus Augsburg, denen die Obdachlosigkeit drohte. Katholisch mussten sie sein und dreimal am Tag für die Stifterfamilie beten: ein Vaterunser, ein „Gegrüßet seist du, Maria“ und das Glaubensbekenntnis. Diese Gegenleistung gilt noch immer.

Heute leben hier überwiegend Senioren und bedürftige junge Familien.

Sie schätzen die Wohnlage, ist sie doch eine Oase der Ruhe mitten in der City. Daran ändern auch die Besucher nichts, die sich die Fuggerei ansehen möchten. Denn längst ist sie auch eine Augsburger Sehenswürdigkeit. Finanziert wird die Siedlung weiter vor allem aus dem Vermögen der Familie Fugger und den Eintrittsgeldern der Touristen.

Kein Zweifel: Jakob Fugger dachte zuerst an sein Seelenheil, als er die Fuggerei ins Leben rief. Aber er wollte auch der Gesellschaft etwas zurückgeben. Und das tun auch heute noch viele Wohltäter. In Deutschland existieren mehr als 30.000 christlich motivierte Stiftungen. Sie widmen sich der Sozialarbeit, helfen Menschen in Not. Andere engagieren sich in Bildung und Wissenschaft, sind aktiv in der Bewahrung der Schöpfung oder bereichern unsere Kultur, etwa im Denkmalschutz. Christen übernehmen Verantwortung und überlassen nicht alles dem Staat.

Wie arm wäre unsere Gesellschaft, wenn es diese vielen privaten Initiativen nicht gäbe!

Übrigens: In Augsburg soll im Jubiläumsjahr eine zweite Fuggerei entstehen - dann als sozialer Wohnungsbau im 21. Jahrhundert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32277
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