Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

31DEZ2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ein ungewöhnliches Jahr geht zu Ende. Kaum einer wird ihm heute Abend eine Träne nachweinen. Seit der unmittelbaren Nachkriegszeit hat es bei uns kein Jahr gegeben, in dem unser Leben so bedroht war wie 2020.

Und die Gefährdung ist ja noch nicht vorbei.

Die Pandemie hat uns dramatisch daran erinnert, was auch in normalen Zeiten gilt: Unser Leben ist endlich, begrenzt und stets gefährdet. Mitten  im Leben sind wir vom Tod umfangen. Aber diese bittere Wahrheit hat auch eine andere Seite: Unser Leben ist etwas Einmaliges, nicht Wiederholbares, keine langweilige Endlosschleife.

Jeder neue Tag birgt aber nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Ich kann sie annehmen. Es ist meine Verantwortung, das Beste daraus zu machen, für mich und für andere. Das verleiht meinem Leben Würde und Kraft.

Wenn mein Leben eines Tages zu Ende geht, wird vieles Stückwerk bleiben. Voll-enden kann ich mein Leben nicht. Dafür, so glaube ich, wird Gott einmal zuständig sein. Diese Überzeugung entlastet mich. Der große katholische Theologe Romano Guardini (1885-1968) hat es so ausgedrückt: „Geborgenheit im Letzten gibt Gelassenheit im Vorletzten.“

Auch und gerade dort, wo mein Leben bedroht ist, weiß ich mich von Gott begleitet, ermutigt und getragen. Mit einem irischen Segenspruch möchte ich Ihnen ein gesegnetes Jahr 2021 wünschen:

 

„Möge das neue Jahr dich mit seinen Gedanken beglücken:

Mit den duftenden Blumen des Frühjahrs,

der wärmenden Sonne des Sommers,

der reichen Ernte des Herbstes.

Der Winter aber schenke Dir

die Zeit der Stille für deine Seele.“1

 

1: aus: Irische Segenwünsche für jeden Anlass. Leipzig, o.J., S. 127

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32276
weiterlesen...