SWR3 Gedanken

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25DEZ2020
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Vor kurzem lag der Prospekt eines Elektronikmarkts im Briefkasten: „Mit Extra-Geschenk“ stand da. Wenn ich also einen neuen Fernseher kaufe, bekomme ich ein Handy dazu. Geschenkt! Und zu einem neuen Laptop gibt’s noch einen Kopfhörer. Auch geschenkt. Ich bin sicher, mancher wird da zugegriffen und sich schnell noch den neuen Fernseher gegönnt haben. Nur mit Schenken im eigentlichen Sinn hat diese Aktion eben nichts zu tun. Denn bevor ich da zugreife, rechne ich mir das ja eiskalt aus. Es ist letztlich ein Kalkül. So wie für die Leute vom Elektronikmarkt auch.

Schenken und beschenkt werden sollte genau das aber nicht sein. Ein Kalkül. Ein Geschenk verpflichtet mich schließlich zu nichts. Und wenn ich selber etwas verschenke, dann sollte ich auch nicht darauf spekulieren, dass es mir vielleicht mal eine Gegenleistung bringt. Denn auch den Beschenkten verpflichtet es zu gar nichts.

Ein Geschenk ist immer gratis – im wahrsten Sinn des Wortes. Gratis kommt nämlich von gratia. Das ist lateinisch und heißt „Gnade“. Und Gnade kann man nicht kaufen. Die gibt’s einfach so, völlig unverdient. Geschenkt eben. Wie das Kind in der Krippe. Ein Kollege hat das neulich mal ganz schön formuliert: Ein unverhofftes Geschenk ist immer ein Hinweis, dass das Leben manchmal mehr bereithält, als ich erwartet habe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32273
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