SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

24DEZ2020
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Auch wer mit Weihnachten nicht viel am Hut hat kommt an einem Weihnachtsklassiker kaum vorbei: Stille Nacht, heilige Nacht. Seit über 200 Jahren sowas wie das Weihnachtslied schlechthin. Musikalisch eingängig und mit einem Text, der für viele wohl hart am Kitsch kratzt. Auch für mich. Von wegen „holder Knabe im lockigen Haar“.

Gut möglich aber, dass es in diesem Jahr wirklich mal mehr als sonst passt. Denn nicht nur in den Kirchen, die an diesem Abend sonst so voll sind wie nie im Jahr, wird es viel stiller sein. Es wird auch weniger Besuche geben, weniger Verkehr, weniger Weihnachtstrubel. Keine stille, aber ganz sicher eine viel stillere Nacht als sonst. Ganz besonders bei denen, die selber erkrankt sind oder heute Abend um einen lieben Menschen trauern. Und noch etwas passt.

1818, als das Lied entstanden ist, auch da ging es gerade ziemlich vielen Menschen ziemlich schlecht. Unruhige, kriegerische Jahre lagen damals hinter den Leuten. Viele sehnten sich nach Frieden und nach Normalität. Das sanfte Lied hat bei vielen damals einen Nerv getroffen. „Christ, der Retter ist da“ klingt es in der zweiten Strophe. Vielleicht ist da doch eine Hoffnung ganz tief in mir drinnen, die mehr ist als nur kitschig-verklärte Weihnachtsstimmung. Besonders in diesem Jahr.

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