Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Da äußert sich ein hochrangiger Kirchenmann mutig und nach vorne schauend zu einem heiklen Thema: „Denkverbote beim Zölibat sollte es keine geben!“
Und schon sitzen viele in den Startlöchern: Die einen wittern so etwas wie Verrat an der Kirche - sie haben vielleicht Angst, da könnte doch etwas ins Rollen kommen, Angst um ihre Kirche, Angst vor Veränderungen…- sie äußern sich abwehrend: „Nein, man darf nicht laut nachdenken über dieses Thema, so jemand schon gar nicht!“ Die anderen hoffen darauf, dass schon bald etwas in Gang kommt, sie sehnen sich nach neuen Wegen – nach erweiterten Chancen, Priester zu sein, auch als Ehepartner und Familienvater!
Ich gehe nicht davon aus, dass es bisher Verbote gegeben hat, über den seit fast 1000 Jahren verbindlichen Pflichtzölibat nachzudenken. Ich kann mir vorstellen, dass manche sich scheuen, als Vertreter der römisch-katholischen Kirche offiziell über dieses Thema zu sprechen – da mag es die Befürchtung geben, in eine bestimmte „Ecke“ gestellt zu werden, Position beziehen oder sich verteidigen zu müssen.
Gerade in dieser Hinsicht ist es wichtig, wenn dieses Thema nicht ad acta liegen bleibt, sondern ehrlich darüber nachgedacht, gesprochen und im guten Sinn gestritten werden kann!
Es ist sicher irgendwie zu bewundern, wenn Menschen sagen können, dass sie gern die Verpflichtung zur Ehelosigkeit eingegangen sind und in ihrem Dienst als Priester einer Gemeinde ihre Erfüllung finden. Nicht weniger wertvoll ist es gleichzeitig für mich, wenn ich selbst aus eigener Erfahrung sagen kann: „Als Priester einer Gemeinde, einer Kirche fühle ich mich berufen, gleichzeitig bin ich froh und erfüllt, als Ehepartner und Vater von drei Kindern leben zu können!“
Es geht – Priester sein und Ehe bzw. Familie miteinander verbinden zu können. Auch die Geschichte der katholischen Kirche zeigt dies, die der römisch-katholischen in den ersten eintausend Jahren, die der weiteren katholischen Kirchen ebenfalls! In unserer alt-katholischen Kirche z.B. wurde bereits 1878, also vor 130 Jahren den Geistlichen freigestellt, ob sie heiraten oder ehelos bleiben wollen.
Und dies ist gut so!


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