SWR1 Begegnungen

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13DEZ2020
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Peter Maffay Foto Jennifer Többen Photography © Red Rooster Musikproduktion GmbH

Begegnungen mit Christopher Hoffmann…

und mit dem Musiker Peter Maffay, der nach 19 „Nummer- 1-Alben“ nun seine stärksten musikalischen Begegnungen aus 50 Jahren auf einer CD zusammengestellt hat. Duette mit Freunden wie Katie Melua oder Udo Lindenberg. Auch als Mensch sind Peter Maffay Begegnungen elementar wichtig:

Ich glaube wirklich, dass die Entwicklung, die man durchläuft, maßgeblich geprägt ist von Begegnungen. Und ich glaube das formt einen im Lauf der Jahre und ich bin sehr dankbar, dass ich durch die Musik die Möglichkeit hatte und auch hoffentlich noch lange haben werde Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft zu begegnen.

Mit seinem Musikprojekt „Begegnungen“ reiste der Rockmusiker schon in den 1990er Jahren rund um den Globus, um für Kinderhilfsprojekte Spenden zu sammeln. Auch nach Südafrika, wo er den anglikanischen Bischof Desmond Tutu als Pate gewinnen konnte. Die Begegnung mit dem Friedensnobelpreisträger und Kämpfer gegen die Apartheid war auch für Peter Maffays Glauben prägend. Als ich ihn nach Desmond Tutu frage, legt sich ein fröhliches Strahlen auf Peter Maffays Gesicht:

Ich hab einen Gottesmann erlebt, der so geerdet war und so sympathisch und offen und mit der Bereitschaft zu verzeihen. Er hat im Gespräch oft genug wiederholt, dass man – wenn man weiterkommen will – eines in erster Linie schaffen muss: nämlich zu verzeihen. Er ist ja jahrelang ausgesetzt gewesen Repressionen, hat Haft erfahren und hat trotzdem nie seine positive menschliche Haltung dabei verloren und das hat mich total beeindruckt.

Peter Maffay selbst beschreibt seinen Weg zum christlichen Glauben als einen jahrelangen Prozess. Mit Anfang 20 ist er aus der Kirche ausgetreten, bis heute gegenüber der Institution Kirche kritisch. Aber Gott spielt in seinem Leben eine große Rolle. Er erfährt ihn als die Kraft, die trägt, wenn alles andere versagt. Immer wieder besucht er deshalb Kirchen und Kapellen. Zum 70.Geburtstag hat er von Freunden und Familie sogar eine geschenkt bekommen. Das Gespräch mit Gott hilft ihm, sich dann auch wieder anderen Menschen zu öffnen, glaubt Maffay. Ganz wichtig ist ihm: dass das über Konfessionsgrenzen hinweg gilt. Das Religion nicht trennen darf, sondern Menschen verbinden soll. Sein Glaube an Gott hilft ihm auch in der gegenwärtigen Krise:

Ich bin sehr angespannt, weil ich miterlebe, unter welchem Druck viele stehen und das macht mir große Sorgen. Wenn es etwas gibt, was uns Hoffnung schenken kann, dann für viele, zumindest auch für mich, ist das der Glaube.

Ich spreche mit dem Rockmusiker Peter Maffay. In seinem aktuellen Buch „Hier und jetzt!“ schreibt er: „Ein Song kann eine Andacht sein.“ Ich will von ihm wissen, wie er das meint und er nennt als Beispiel sein Lied „Größer als wir“, das sein Kollege Johannes Oerding getextet hat:

Indem man einfach diese Instanz besingt und sagt: Du bist größer, als alles hier auf der Welt. Auch größer natürlich als wir. Und diese Nähe zu dem Glauben, diese Näher zu dieser Instanz, die gibt es im Lauf der Jahre auch bei mir immer wieder. Es gab mal ein Lied, das hieß: „Lieber Gott, wenn es dich gibt, zeig uns einen Weg“. Ich glaube dieses Lied ist entstanden aus einer sehr schwierigen Situation in der ich mich damals befunden hab. Und dann werden diese Lieder im Grunde genommen zuweilen kleine Gebete.

Gott ist für Peter Maffay ein Anker, wie er in seinem Buch schreibt. Dass auch junge Menschen diesen Anker kennenlernen und für sich entdecken können, hält er für ganz wichtig:

Ich glaube ja, dass diese Instanz, Gott oder wie immer wir sie auch nennen wollen, ein ganz, ganz wichtiger Faktor ist für die Entwicklung von jungen Menschen. Und da liegt eine riesengroße Chance Menschen, gerade jungen Menschen etwas mit auf den Weg zu geben, was für die Gestaltung ihrer eigenen Perspektive so wahnsinnig wichtig ist, nämlich das Gleichgewicht in sich zu behalten. Mein Sohn ist 17 Jahre alt und in einem Alter, wo man vermutet, dass die Interessen ganz anders gepolt sind und dass für Glaube und Dinge dieser Art wenig Platz ist – das ist völlig falsch. Ich glaube, dass viele junge Leute sehr empfänglich sind, für diesen Anker.

Junge Menschen, die einen Anker im Leben brauchen, trifft Peter Maffay immer wieder in seinen „Tabaluga-Häusern“, benannt nach Maffays berühmtem Rockmärchen. Jedes Jahr verbringen rund 2.000 Kinder dort eine unbeschwerte Zeit. Kinder, die aus ganz schwierigen Verhältnissen kommen, die Gewalt, Verwahrlosung, Krankheit, Krieg erleben mussten. Die „Tabaluga-Häuser“ liegen inmitten der Natur, inmitten der Schöpfung. Warum?

Weil ich glaube, dass uns die Natur vieles lehrt. Das heißt: Sehen, riechen, tasten, hören. All das, was uns die Schöpfung mit auf den Weg gegeben hat. Ich glaube, dass dieser stabilisierende Faktor, draußen zu sein: das ist ein Gesundungsprozess, das ist ein Stärkungsprozess.  

Sich für Kinder stark machen, die schutzlos sind. Das ist Peter Maffay wichtig. Ich frage ihn, ob es ihn tröstet, dass Gott an Weihnachten selbst als schutzloses Kind in diese Welt kommt. Er sagt ja. Denn Menschwerdung hat für ihn auch mit Verletzlichkeit zu tun und die betrifft jeden Menschen:

Selbst die, die einen gewissen Schutz haben, dürfen sich nicht einbilden, dass sie den nicht gelegentlich auch selber brauchen. Der eine früher der andere später. Der eine mehr, der andere weniger. Aber im Grunde genommen sind wir alle irgendwann mal in einer ähnlichen Situation. Die Menschwerdung, in dieser Kindlichkeit liegt so viel Ursprung und liegt so viel unverbogene Qualität: das sich zu bewahren, ein Leben lang, ist ein unheimlich schönes Ziel. Wenn wir uns diese Weichheit, diese Offenheit ohne Kalkül, wenn wir uns das bewahren, dann glaube ich haben wir ein gutes Regulativ für unser Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32217
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