SWR3 Gedanken

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07DEZ2020
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Lukas ist ein Freund von mir und er ist Metzger. Lukas hat einen kleinen Bauernhof im Schwarzwald und alle paar Wochen schlachtet er eins von seinen Rindern. Ich habe ihn gefragt, wie das für ihn ist, wenn er ein Tier tötet. Er sagt: „Das ist ein intensiver Moment. Ich habe das Tier aufwachsen sehen. Es erkennt mich an meiner Stimme und es vertraut mir. Manchmal fällt es mir dann nicht leicht das Tier zu töten. Und deshalb ist es mir wichtig, dass es beim Schlachten so wenig Stress wie möglich hat oder leiden muss.“

Ich weiß aber auch, dass es nicht überall so ist wie bei Lukas. Bei den Mengen an Fleisch und Milch, die in Deutschland verzehrt werden, ist das kein Wunder. Vor allem die kleinen Bauernhöfe stehen unter enormem Preisdruck und schuften ohne Ende. Sie haben oft nicht wirklich eine Wahl, sie müssen die Schweine, Kälbchen oder Rinder in große Schlachthöfe bringen. Die Bilder aus Industrie-Schlachthöfen machen mich wütend. Aber das Problem ist, dass die heftigen Bilder aus den Schlachthöfen vorm Kühlregal so schnell wieder vergessen sind, wo alles so sauber abgepackt ist. Vielleicht bräuchte es kleine Bildchen, wie auf den Zigarettenpackungen, die einem zeigen, wie das ist, wenn geschlachtet wird. Das wäre natürlich krass, aber es wäre realistisch und es würde mir direkt zeigen: für den Schinken oder das Schnitzel, hat ein Lebewesen aufgehört zu atmen.

Ich bin Vegetarier und bleibe das auch, aber es hat mich berührt mit wie viel Wertschätzung Lukas mit seinen Tieren umgeht, auch wenn er sie am Ende schlachtet und sein Geld mit ihnen verdient. Es macht einen Riesenunterschied wie mit den Tieren umgegangen wird: im Stall, auf der Weide und auch am Schluss: beim Schlachten.

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