Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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30NOV2020
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Geschenke. Darum dreht sich in den nächsten Wochen wieder mal - fast - alles. Corona hin oder her. Sich etwas schenken, das bleibt auch in diesem Jahr einer der traditionellen Bräuche an Weihnachten. Das Problem: Bräuche verstehen sich – manchmal – nicht von selbst. Sie sind deshalb für Missverständnisse und Konflikte offen. Da beschließt eine Familie, dass man sich nichts schenkt. Und dann holt an Heilig Abend doch jemand ein Paket heraus. Da schenkt der eine, weil es ihm einfach Freude macht - und der andere fühlt sich deshalb verpflichtet, auch etwas zu schenken. Da sucht jemand verzweifelt nach einem originellen Geschenk, nur, weil man sich halt was schenken muss.

Über diese und andere Fallen in Sachen Geschenke wird eins vergessen. Dass Schenken in seinem Kern weder etwas mit Geld noch mit einer Verpflichtung zu tun hat. Dass Schenken vor allem eins deutlich macht: Es zeigt, dass das Leben manchmal mehr bereithält, als es scheint. Das kann man bei Kindern lernen. Für sie gibt es Geschenke vom Christkind oder vom Weihnachtsmann - einfach so. Kinder erfahren an Weihnachten, dass Geschenke umsonst sind, dass sie gratis sind. Dieser Begriff gratis kommt übrigens von gratia. Das ist Latein und meint Gnade. Gnade ist etwas, dass es nur umsonst gibt. Sie kostet nichts. Sie ist nicht notwendig. Sie wird einfach verschenkt. Zum Beispiel, wenn jemand begnadigt wird, oder wenn von der Gnade der späten Geburt die Rede ist. Gnade kommt einfach so.

Davon erzählt auch Weihnachten - am Ende der Adventszeit. Dass ein Kind geschenkt wird. Und dass es beim Schenken nie auf den Wert oder die Größe ankommt. Sondern darum, sich beschenkt zu fühlen, einfach so.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32108
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