Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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27NOV2020
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In unserer Toralektüre für diesen Schabbat erzählt die Schrift über die Abenteuer Jakobs und seiner Familie. Es ist vielleicht nicht unwichtig anzumerken, dass obwohl die Erzväter die g-ttlichen Zusagen das „gelobte Land“ ewiglich zu besitzen erhielten, sie trotzdem nie die Erfüllung dieser Verheißungen ungestört erleben konnten. 

G-tt schenkte das Land Abraham. Trotzdem musste er sogar für eine Grabstätte für seine Frau Sara 400 Silberschekel an die Hettiter entrichten, die das Land damals bewohnten.  Der zweite in der Reihe der Erzväter, Isaak hatte das Land zwar nie verlassen, wurde aber von den Nachbarn völlig grundlos gehaßt und mit Neid beobachtet.  Wenn er in der Wüste einen Brunnen aushob, wurde dieser von ihnen zugeschüttet.  Er wollte in der Wüste Ackerbau betreiben, doch fand er außer dem steinharten Boden alle Nachbarn gegen sich. „Darauf brach er von dort auf und grub wieder einen anderen Brunnen, um den stritten sie nicht mehr. Da nannte er ihn Rechowot (der Weite). Isaak sagte:  da hat uns der Herr weiten Raum geschaffen und wir sind im Land doch fruchtbar geworden.“ (1.B.M. 26:22)

 

Der dritte der Erzväter, Jakob hatte zwar den Segen seines Vaters mit der Verheißung erhalten, das Land eines Tages zu erben.  Trotzdem mußte er vor seinem Bruder Esau flüchten.  Er wird aber in seinem Glauben nie wankend.  Sieht nicht nur die lange Strecke vor sich, sondern vertraut auf die sichere Heimkehr: „Wenn G-tt mit mir ist, ... mich behütet, wenn er mir Brot zu Essen, ein Kleid zum Anziehen gibt, wenn ich wohlbehalten heimkehre, so soll Er mir mein G-tt sein.“ (1.B.M.28: 20-21)

Auf diese Bibelstelle stützt sich das erhabenste, schlichteste und zugleich schönste Gebet der Juden und Christen: „Unser täglich Brot gibt uns heute...“  Unsere Ansprüche in der modernen Zeit scheinen das alte Gebet und Gelöbnis Jakobs weit überholt zu haben.  Wie schade, daß das Glück des Menschen zu den wachsenden Ansprüchen fast immer in umgekehrtem Verhältnis steht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32091
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