SWR3 Gedanken

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28NOV2020
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Einen Tag vor dem ersten Advent frage ich mich: Wie wird dieser Advent wohl werden? So viel kann man wohl sagen: ziemlich anders als die letzten Jahre. Unser „lebendiger Adventskalender“ kann zum Beispiel nicht stattfinden. Da hat man sich jeden Abend bei einer Familie vor dem Haus zu einem kleinen Abendgebet und Gebäck getroffen. Die Eisbahn, der Bummel durch die festlich beleuchtete Altstadt, der Adventsliederabend – alles anders oder eher gar nicht.

Für mich als Papa von zwei kleinen Kindern ist das verkraftbar. Blockflötenklänge und Lebkuchenkrümel wird´s auch dieses Jahr wieder geben. Menschen, die alleine sind, haben es da schwerer.

Psychologen raten dazu, in solchen Situationen nicht so sehr auf das zu schauen, was einem fehlt, sondern den Blick aufs Wesentliche zu richten. Vielleicht ist das in den letzten Jahren sowieso manchmal untergegangen unter den vielen Besorgungen, die zu machen waren, unter Glühwein, Weihnachtsfeiern und Adventskalendertürchen.

Ursprünglich war der Advent eine Fastenzeit, um sich auf das Fest Weihnachten vorzubereiten, genau wie vor Ostern. Und gefastet hat man, um sich besser aufs Wesentliche konzentrieren zu können. Das Wesentliche ist, dass Jesus geboren wurde, und dass ich mich darauf oder besser gesagt darüber freue. Dass ich mein Herz darauf vorbereite. Und das geht vielleicht dieses Jahr sogar besser als sonst, weil es weniger Reize gibt, die mich ablenken können.

Vielleicht gönne ich mir dieses Jahr eine Zeit im Schaukelstuhl, eine Zeit zum Lauschen, Zeit um an andere zu denken ohne sie in einer Videokonferenz sehen zu müssen. Zeit für Adventsmusik auf die Ohren, Zeit um aus dem Fenster zu schauen oder Zeit für ein Gespräch mit Gott. Der Advent dieses Jahr wird bestimmt anders – aber nicht unbedingt schlechter.

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