SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

27NOV2020
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Heute mal eine kleine Story von hinter den Kulissen: Wenn ich die Gedanken im SWR3 Studio aufnehme, dann sitzt da immer ein Techniker hinter der dicken Scheibe, der zum Beispiel meine Versprecher rausschneidet. Am Schluss beschriften wir die Aufnahme mit meinem Namen und von welcher Kirche ich bin. Ich diktiere dem Techniker also: „Dominik Frey Komma kath.“. Der Techniker schaut mich irritiert an, denn er hat kath nicht als Abkürzung für katholisch verstanden, sondern er hat das englische Wort für „Schnitt“ also cut mit c – u – t hingeschrieben. Und was das in der Beschriftung zu suchen hat, das ist ihm nicht klar.

Wir müssen beide darüber lachen und überlegen, dass ein Automechaniker wahrscheinlich KAT für Katalysator verstanden hätte. Jeder hört das, was in seine Welt passt. Und das hört sich manchmal gleich an, hat aber völlig andere Bedeutungen. Und so reden wir wahrscheinlich auch oft aneinander vorbei. Nicht nur Tontechniker, Theologen und Automechaniker, sondern wahrscheinlich auch Frauen, Männer, Rechte, Linke, Vorsichtige und Unvorsichtige.

Jeder lebt in seiner Welt, z.B. diejenigen, die ständig auf der Suche nach Spaß und Unterhaltung sind. Oder die dynamischen Macher, die karrierebewusst und zielstrebig sind. Oder Familienmenschen, die sich gut organisieren müssen, dass sie alles unter einen Hut bekommen. Problematisch wird es, wenn diese verschiedenen Welten immer weniger miteinander zu tun haben und miteinander reden. Dann driftet die Gesellschaft auseinander.

Das Gegenmittel ist eigentlich gar nicht kompliziert. Ich muss versuchen, die Lebenswelt der anderen zu verstehen, mich reinzudenken in andere, nachfragen, was der andere genau meint und Lust auf Neues und Fremdes haben. So wie vor kurzem der Tontechniker und der Theologe im SWR3 Studio.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32089
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