SWR3 Gedanken

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24NOV2020
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Mari Günther ist eine „Transgender-Person“. Nicht Mann, nicht Frau, sondern beides oder etwas dazwischen. Mari ist systemische Therapeutin. Sie sitzt mit übergeschlagenen Beinen in ihrer Küche, und auf den ersten Blick würde jeder sagen: Ja klar, eine Frau: sie trägt einen Rock und lange Haare mit Pferdeschwanz. Auf den zweiten Blick fallen dann die breiten Schultern auf, und die Stimme, die etwas tief klingt.

Ich habe ein Interview mit ihr gesehen. Mit viel Humor hat Mari erzählt: „Ich stell mir manchmal vor, dass Gott im Himmel an ´ner Werkbank an einem Samstagvormittag steht und so mit dem Leben vor sich hinschöpft. Er baut Männer und Frauen und Schnabeltiere und Korallenriffe. Und plötzlich sagt er: „Huch, was ist mir jetzt denn passiert? Hab ich einen Fehler gemacht?“

Mit 14 oder 15 hat Mari schon mal an einen Fehler gedacht, und vor allem: „Wär nett, wenn´s wieder weggehen würde. Was will Gott eigentlich mit so ´ner Nummer? Warum bin ich so? Soll ich da was draus machen?“

Geholfen haben ihr die ganzen Leute, die sie so nehmen wie sie ist. Die sie stärken und auch mal Kritik üben, aber immer so liebevoll, dass sie etwas damit anfangen kann. Mari sagt: „Mittlerweile empfinde ich meinen Lebensentwurf als ziemlich nett und schön und aufregend.“

Alle die meinen, Gott sei da wirklich ein Fehler unterlaufen, denen kann ich nur mit dem Buch der Weisheit aus der Bibel antworten. Da steht: „Gott, du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast. Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben? Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32086
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