SWR3 Gedanken

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22NOV2020
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Noch eine Woche bis zum ersten Advent. „Nullter Advent“ sagen manche dazu. Aber eigentlich feiert die kath. Kirche heute ein ganz anderes Fest, es heißt „Christkönigsfest“. Der Name wirkt etwas altertümlich, aber der Gedanke dahinter ist es gar nicht.

Es soll mich daran erinnern, dass Jesus mein König ist. Er regiert meinen kleinen Dominik-Frey-Staat. Er macht die Regeln, sagt wo´s langgeht. Ich höre auf ihn – im Optimalfall. Und das Schöne daran ist: alles völlig freiwillig, keine Polizei und keine Strafzettel.

Ich bin zufrieden mit meinem König. Es gibt ja auch andere, die ganz schön Stress machen können. Der „König Reichtum“ zum Beispiel. Er meint es vielleicht gut mit mir, weil er mich immer reicher machen möchte. Aber er geht dabei über Leichen. Ich soll nur dort investieren, wo die Rendite stimmt, egal wer darunter zu leiden hat. Und auch auf der Ausgabenseite wird gespart. Egal woher die Klamotte oder das Fleisch kommen, wenn „König Reichtum“ regiert, dann muss alles billig sein.

Der „König Geltung“ ist auch nicht viel besser. Wenn der mich regiert, dann soll alles meinem guten Ruf dienen. Da bleibt kaum Zeit, sich um andere zu kümmern, geschweige denn um mich selbst. Und Dinge wie „Spazierengehen im Wald“ oder „Legobauen mit den Kindern“ sind pure Zeitverschwendung, die bringen nichts fürs Ansehen.

Und mein König? Jesus? Er ist ein Gegenentwurf. Geld - verschenkt er höchstens. Geltung - möchte er nur für seinen Vater oder für Menschen, die am Rande stehen. Klar ist es manchmal auch ein bisschen anstrengend, und mir gelingt es nicht oft, seine Ideen hundertprozentig zu erfüllen. Aber im Großen und Ganzen beschert mir mein König ein erfülltes Leben, in dem es viel zu lieben und viel zu hoffen gibt.

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